Ich starte diesen Thread mal damit wir in dem anderen, wo wir auf das Thema gestoßen sind, nicht zu sehr ins Off-Topic rutschen
Musste heute wieder mal an diesen deinen Beitrag denken. Ich fände es sehr interessant, wenn du da mal genauer drauf eingehen würdest. Feministinnen treten ja in erster Linie für die Rechte von Frauen ein - da kann man, zumal als Frau, ja eigentlich nichts gegen haben. Als ernstzunehmende Kritik fällt mir da nur die Argumentationslinie ein, moderne Feministinnen würden dazu neigen, Gleichberechtigung als Gleichmachung aufzufassen, indem sie das Frau-Sein so stark wie möglich verleugnen anstatt es zu positiv zu zelebrieren. Beispiele wären Judith Butler oder auch Ellen DeGeneres, die sich allein rein optisch immer mehr in Richtung Mann verändern. Ansonsten kämen mir höchstens zurückgebliebene, konservative Frauen in den Sinn, die die Unterordnung der Frau als von Natur aus "gewollt" ansehen. Aber das wird ja wohl kaum deine Linie sein, als erwerbstätige, alleinstehende Frau die keine Kinder will. Von daher fänd ich deine Meinung echt mal interessant.
Meiner Ansicht nach ist eine völlige Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau schlichtweg nicht möglich, dafür sind die Geschlechter allein auf biologischem Grund schon viel zu verschieden. Beispiel: So sehr eine Frau auch trainieren mag, sie wird niemals das absolute Maximum erreichen können, was ein Mann erreichen kann. Das soll nicht heißen, dass jede Frau grundsätzlich schlechter in der körperlichen Fitness ist als jeder Mann und ihm nie das Wasser reichen kann. Ich kenne genug Frauen die die meisten Männer locker in die Tasche stecken können, aber wenn wir davon ausgehen dass ein perfekt trainierter Mann und eine perfekt trainierten Frau, die beide exakt die gleichen Muskelgruppen trainiert haben und sich gleich ernährt haben, dann wird der Mann der Frau immer überlegen sein. Allerdings können Frauen in der Regel deutlich mehr Schmerz aushalten und wegstecken als Männer - Das übliche Beispiel dafür ist ja die Geburt. Außerdem sind Frauen meistens emotionaler als Männer - Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Unterschiede kratzen natürlich nur an der Oberfläche, aber ich denke, ihr seht worauf ich hinaus will.
Das Problem ist, dass man als Frau viel zu oft den Satz hört, "Das ist nichts für eine Frau" oder "Das schaffst du als Frau nicht." Diese Sätze sind Blödsinn und welche, die ich selbst von meinem eigenen Vater (der eh leicht chauvinistisch angehaucht ist) oft genug gehört hab. Es gibt nichts, was für eine Frau unmöglich ist, genauso wie es nichts gibt, was für einen Mann unmöglich ist - Abgesehen von all dem, was uns biologisch vorbestimmt ist, wie zB. wer ist Erzeuger und wer Gebärende. Manche Dinge sind als Frau oder Mann einfach nur schwieriger zu erreichen.
Wir stammen aus einer mehrere tausend Jahre alten Gesellschaft ab, die sich stets im Wandel befunden hat, aber in einer Sache immer und (fast) überall gleich geblieben ist; Männer stehen in der Gesellschaft über der Frau. Es gab Zeiten und Völker, in der hatten Frauen viele Rechte, bei manchen die gleichen und selten waren sie sogar (teilweise) höher gestellt. Doch für die meiste Zeit in den meisten Kulturen hatte die Frau weniger Wert als der Mann. Manchmal sogar weniger als Sklaven. Und wie lange haben wir bitte den Feminismus und die Bewegung der Gleichberechtigung? Seit wann dürfen Frauen wählen und mit entscheiden? Seit wann dürfen sie in jedem Beruf tätig werden? Die Antwort lautet seit nicht mal einem Jahrhundert...
Wählen dürfen Frauen seit 1918. In den 60ern und 70ern war es noch üblich, dass eine Frau zur Hausfrau erzogen wird. In jeden Beruf tätig sein ist für Frauen gerade mal seit 2001 möglich- Gemessen an der Öffnung aller Laufbahnen im militärischen Dienst. Und diese Zahlen gelten nur für Deutschland, schaut euch mal um in der Welt, was Frauen dürfen und was nicht. Übrigens, in vielen Berufen und Unternehmen verdienen Frauen noch immer weniger Geld als Männer mit der gleichen Qualifikation und Position.
Die fehlende Gleichberechtigung ist also vielmehr ein sehr altes gesellschaftliches und weniger ein biologisches Problem. Denn nur an dem ersten können wir wirklich etwas ändern. Ich hau mal ein paar Beispiele aus eigener Erfahrung oder der von Familie/Freunden raus.
- Meine Mutter ist '62 geboren. Ihr wurde von ihrem Vater nach dem Hauptschulabschluss die Schule verweigert, da sie sowieso irgendwann heiraten würde und der Mann dann für sie sorgen wird. Sie hat bis heute keinen höheren Abschluss erreicht. Und auch, wenn sie mehrere Ausbildungen absolviert hat und heute Vollzeit arbeitet, leidet sie noch immer darunter, niemals eine vernünftige schulische Ausbildung genossen zu haben.
- Egal wo ich mich bislang beworben habe, ich habe immer die Frage gestellt bekommen, wie meine Familienplanung ausschaut. Auch wenn Arbeitgeber kein Anrecht auf eine Antwort auf die Frage haben, und davon schon gar nicht abhängig machen dürfen, ob sie die Frau einstellen oder nicht, wird sie doch immer wieder gestellt. Denn eine Frau, die mit Anfang 20 sagt, sie möchte unbedingt Kinder bevor sie 30 ist, wird weniger Zeit in diesen Beruf investieren können. Habt ihr gehört, dass man Männern diese Frage stellt? Also ich nicht.
- Mit meinem dritten Beispiel rutsche ich jetzt leider ein bisschen in ein anderes Thema rein, das mir auch sehr am Herzen liegt. Oft wird bei homosexuellen Paaren gefragt, wer denn die Frau und wer der Mann sein. Man mag die Frage nun scherzhaft oder ernst meinen, vollkommen egal, aber sie stößt auf das selbe Problem, was wir hier haben. Es gibt (auch) in einer Beziehung noch immer die Rollenverteilung des herrschenden Mannes, der Geld ran schafft und der untergebenen Frau, die Haus und Kinder hütet. Manche mögen das, und das ist auch schön und gut, wenn sie das tun. Aber ich habe nicht vor zu kriechen und zu buckeln, nur weil ich Brüste und keinen Penis hab.
Aber ich finde, man kann die Probleme der Gleichberechtigung nicht lösen indem man Dinge einführt wie die Frauenquote (oder in von Frauen geprägten Jobs vielleicht sogar das Äquivalent die Männerquote?) So löst man das Problem nicht, man verlagert es lediglich, bzw. verwandelt es nun in ein anderes - Anstelle Frauen die Chance zu Verweigern einen Job zu kriegen, weil sie Frauen sind, wird die Chance nun einem Mann verweigert, weil er eben keine ist, aber die Quote erfüllt werden muss. Es ist natürlich schön, wenn ein Unternehmen gleich viele Männer und Frauen (in allen Bereichen und Ebenen) beschäftigt, aber das durch eine Quote zu erfüllen, in welcher neue Mitarbeiter erneut nur wegen des Geschlechts und nicht wegen des Könnens ausgewählt werden, ist Schwachsinn.
Übrigens, wo ich bislang tatsächlich am meisten Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau spüren durfte, ist im Sanitätsdienst der Bundeswehr.