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Willkommen auf der Ghost
Als Hera mit Call im Schlepptau zur Ghost zurückkehrte, waren auch Kanan und Ezra anwesend. Scheinbar hatten sie ihre Aufgabe erledigt und einen Weg gefunden die Waren anderweitig umschlagen zu können.
Sie bat Call, das er warten soll, sie müsste erst mal mit den anderen reden. Er verstand und blieb in der nähe einiger Kisten stehen. Die Pilotin trommelte die gesamte Crew auf der Rampe zusammen.
„Also Leute“, begann sie, „ich kann die Ersatzteile bekommen die wir benötigen. Der ohne hin schwerere Teil ist, jemanden zu finden, der das alles auch verbauen kann. Und... naja, dafür habe ich auch eine Lösung
gefunden, die uns kaum mehr kosten wird als ein Schlafplatz und Essen.“
Die anderen wechselten fragende Blicke. „Komm zur Sache!“, bat Zeb.
„Ich habe einen Techniker aufgelesen, der gerade etwas aufgemischt wurde. Und wie es der Zufall so will, ist er sogar ein Level3 Techniker!“
„Aufgemischt?“, hakte Kanan alarmiert nach.
„Solche Leute wachsen
nicht auf Bäumen!“, warf Sabine ein.
„Ich hab keine Ahnung
um was es geht!“, gestand Zeb.
Der Jedi trat einen Schritt vor. „Was meinst du mit aufgemischt?“, wiederholte er seine Frage.
„Vier Typen eines hiesigen Hellers wollten sich die Dienste des besagten Technikers zu nutze machen, ich war auf dem Weg zu einem meiner Kontakte. Ich habe es gehört und bin eingeschritten. Keine große Sache“,
beschwichtigte Hera.
„Keine große Sache? Das hätte auch nach hinten losgehen können! Warum hast du uns nicht kontaktiert!“
Die Twi'lek schmunzelte und legte Kanan die Hand auf die Schulter.
„Ich lebe doch noch!“
„Das war Dumm von dir!“, stellte der Jedi klar. „Das kann ich kaum leugnen aber zur Not hätte ich ja noch meinen Blaster. Und ganz ungeschickt im Kampf bin ich ja auch nicht. Also: Zurück zum Thema. Wir brauchen diesen
Mann! Ihr wisst alle, wie Teuer so was normalerweise ist, besonders dann... wenn es nicht ganz legal laufen soll“, gab die Pilotin zu bedenken.
„Ich weiß nicht. Fremde hier anzuheuern ist immer riskant!“, warf Zeb ein.
„Genau aus dem Grund halte ich nicht viel davon“, gab Kanan unverhohlen zu, „aber wir haben wohl keine große Wahl. Dann bring ihn mal her!“, bat der Jedi, er wirkte nicht zufrieden, das sah Hera ihm an. Sie winkte Call
heran und dieser trat auf die Gruppe zu. Er war kaum größer als Hera selber, aber breit in der Statur und untersetzt. Er trug einen Typischen Arbeitsanzug, darüber eine Multifunktionsweste für sein
Werkzeug. Schwere Arbeitsstiefel komplimentierten das Gesamtbild.
Kanan baute sich vor dem Techniker auf und musterten ihn.
„Du bist also dieser mysteriöse Techniker.“
„Samus Call, ja. Freut mich eure Bekanntschaft zu machen“, grüßte er in die Runde. Er reichte dem Jedi die Hand, aber er erwiderte die Geste nicht. „Kann ich dich kurz sprechen?“, fragte er an Hera Gewand. „Alleine?“
Sie nickte nur und folgte Kanan ins innere der Ghost. Sie wusste was jetzt kommen würde, aber es war klar, das es nicht einfach werden würde die anderen zu überzeugen, besonders Kanan nicht.
Als sie die Rampe ins innere erklommen hatten, verschränkte der Jedi seine Arme vor der Brust.
„Ich halte das für keine gute Idee, einen völlig fremden hier her zu schleifen.“
„Die Sachlage ist doch klar, oder? Ich kenne zwar mein Schiff, aber einen Hyperraum-Antrieb kann ich nicht reparieren. Auch Chopper nicht oder Ezra. Wir sitzen hier fest, bis das Problem gelöst ist. Und er kostet bei weiten weniger, als wenn wir einen dieser zweitklassigen Techniker meiner Kontakte heranlassen.“
„Wir landen hier mit ernsten Problemen, und wie aus dem nichts taucht ein Profi auf?
Hältst du das nicht für etwas viel Zufall?“
Hera neigte ihren Kopf zur Seite. „Was? Denkst du, er ist ein Spion des Imperiums?“
Kanan sah sie tadelt an.
„Du weißt sehr genau, wie weitreichend das Netzwerk des Imperiums reicht. Leichtfertiges Vertrauen kann uns hier schnell zum Verhängnis werden!“ Hera seufzte. Ganz unrecht hatte er sich nicht, aber welche Wahl hatten sie denn?
„Er will nur eine Passage nach Lothal. Das verdient er sich durch die Reparatur der Ghost. Sobald wir zurück sind, trennen sich unsere Wege wieder. Ich wüsste nicht, in wieweit ein Spion da etwas nützliches zu berichten hätte.“
„Er könnte das Schiff sabotieren! Oder einen Peilsender Installieren“, zählte Kanan auf.
„Stell dich nicht so
blöd an, du weißt selber was alles passieren kann.“
„Wir sind schon am Boden. Was soll es dem Imperium also nützen das Schiff auf den Weg nach Lothal zu sabotieren? Wenn es wirklich eine Falle wäre, wären wir da nicht sicher längst umstellt? Wir sorgen dafür, das er immer bewacht wird bei der Arbeit. Wenn wir Zuhause sind, checken wir das Schiff völlig durch, okay?“
Kanan musterte die Pilotin schweigend. Sie war sich sicher, das er am liebsten nein zu der ganzen Sache gesagt hätte. Doch ihm war so klar wie ihr, das es keine besseren alternativen gab. Nach einem kurzen zögern gab er
dann nach und seufzte genervt auf.
„Also gut, er wird das Schiff klar machen, im Gegenzug nehmen wir ihn mit nach Haus. Aber er
wird ständig bewacht! Sollte ich den Verdacht haben, das er eine Gefahr für uns sein sollte... werde ich ihn aus der Luftschleuse werfen.“
Mit diesen Worten ging er wieder hinaus auf die Rampe. Hera folgte ihm und konnte nur hoffen das es soweit nicht kommen würde.
„Herzlichen Willkommen!“, sagte die Pilotin an Call gewandt, „du hast einen Job auf der Ghost!“
„Wie jetzt, er kommt also mit?“, fragte Zeb.
„Ja, sieht wohl so aus“, murrte Kanan düster. „Er wird unseren Antrieb reparieren,
im Gegenzug bekleidet er uns Nachhause. Wo sich unsere Wege wieder
trennen werden. In der Zeit, in der er an Bord ist, wird er ständig
bewacht. Ich will zur jeder Zeit wissen wo er ist, klar?“
Während Kanan die Regeln erklärte, behielt er die ganze Zeit seine Augen auf den Techniker.
„Verstanden?“
Call sah ihn ebenfalls die ganz Zeit an. „Natürlich“, versicherte er. Hera tat der arme
Kerl fast etwas leid, er wurde faktisch wie ein Gefangener behandelt. Aber das war der Preis den sie zahlen musste, und solange das Schiff am ende wieder fliegen würde, zahlte sie ihn gerne. Und so wie es aussah Call auch. Nachdem Kanan sein okay gegeben hatte, nahm Hera ihn mit an Bord der Ghost. Sabine begleitete sie, während Kanan und die anderen das Umladen ihrer Fracht überwachen wollten. Die Pilotin stieg die Leiter im
Frachtraum hinauf zum zweiten Deck und führte den neuen Gast zum Heck. Backbord gelangte man in einen kleinen Raum, in dem ein Terminal zur Diagnostik angebracht war. Hinter einem Schott lag die
eigentliche Maschine des Schiffes. Der Raum war so klein, das Sabine im Korridor warten musste.
„Wir haben zur Zeit keine frei Kabine mehr“, gestand Hera, „daher müsstest du hier schlafen, ich weiß es ist nicht optimal.“
Call winkte ab und legte sein hab und gut auf den Boden ab.
„Ich habe schon an viel schlimmeren Orten schlafen müssen, glaub mir das. Hier ist es wenigstens warm und Trocken, und mein Arbeitsplatz ist auch nicht weit weg“, scherzte er und sah sich den Computer genau an. „Version 4.21? Schon etwas älter würde ich sagen. Mit einem Update der Firmware könnte man die Gesamtleistung des Schiffes erhöhen“,
schlug er vor. Hera lächelte.
„Vielleicht später mal, mir reicht es, wenn sie nur wieder fliegt und kein Treibstoff verliert.“
Call nickte.
„Gut, ich vermute mal du hast bereits eine Diagnose erstellen lassen?“
Hera stellte sich nebenihn an den Computer und betätigte einige Knöpfe. „Ja, aber es kam
nichts dabei raus, auch Chopper konnte den Fehler nicht finden.“
„Das liegt daran, das die Sensoren in diesem Teilbereich gerne ihren Geist aufgeben“,
Call rief eine Schematische Darstellung der Ghost auf und deutete auf ein Leitungsgitter. „Hier und hier. Das war eine Schwachstelle bei VCX-100 Schiffen. Neue Modelle hatten eine verbesserte Sensorik, was mir sagt, das dein Schiff zu den älteren Model gehört. Ich vermute auch, das es eine Undichtigkeit der Ventile zur Treibstoffpumpe gibt, was den zu hohen verbrauchen erklären würde. Vermutlich gibt es einen Riss im Dichtungsring.
Wann wurden die Kondensatoren das letzte mal getauscht?“
„Das kann ich so gar nicht sagen, ist aber schon eine Weile her“, erklärte die Twi'lek.
„Okay, ich schaue mir
die ganze Maschine und Elektronik an und erstelle dann eine Liste der
Teile, die ich benötigte, ist das in Ordnung für dich?“
Hera sah ihn in die Augen und nickte. „Das ist wohl das vernünftigste. Ich finde es wirklich gut das du hier bist. Wenn jemand mit Ahnung an meinem Schiff arbeitet, fühle ich mich viel besser.“
Call lachte auf. „Das kann ich gut verstehen, das Schiff bedeutet dir viel, oder?“
„Sie ist mein Zuhause, ja klar bedeutet sie mir viel.“
„Ich werde gut für sie sorgen“, versprach Call und zwinkerte Hera zu.
„Verschwenden wir keine Zeit“, er öffnete das Schott zum Antrieb, „ich sehe mir das dann mal an.“
Hera war überrascht wie schnell und selbstverständlich sich der junge Mann am Antrieb zu
schaffen machte. Er baute die Verkleidung ab und sah sich den Antrieb genauer an. Er entfernte eine der Vierdichtungsbehälter zur Kraftstoffeinspritzung und legte Rohre frei.
„Bingo“, er klopfte mit einem Hyperschlüssel auf eines der Ventile. „Wie vermutet ist der Ring gebrochen, vermutlich wird es an dem Zugang zum Treibwerk 1 und 2 ähnlich aussehen. Ich werde mich aber von innen nach außen vorarbeiten“, er schnappte sich seinen kleinen Computer und tippte einige Daten ein.
„Wie lange?“, fragte Hera.
Call sah auf die Maschine und überflog das Ergebnis der früheren Diagnose. „Schwer zu sagen, wenn es denn nur dabei beleibt, 4-5 Tage. Kommen noch andere Problem, besonders in der Elektronik dazu, kann es 7 oder auch 14
Tage dauern.“
„So oder so, wir hängen eine Weile hier fest“, Sabine steckte ihren Kopf durch das Schott.
„Aber es gibt schlimmeres, hier kann man zumindest mal weggehen.“
„Wenn du losziehen möchtest, tu dir keinen Zwang an“, sagte Hera, „ich bleibe hier und Helfe.“
„Okay, bis später dann!“, Sabine salutierte kurz und war auch schon wieder verschwunden.
Call schmunzelte. „Ex Militär, oder?“
„Sabine?“, hakte die Pilotin nach. „Ja, das verlernt man irgendwie nie wieder, selbst wenn man es anderes sehen möchte.“
Hera musterte den Neuling, die Frage lag nun mal im Raum, also stellte sie sie auch.
„Hast du gedient?“
Call schüttelte seinen Kopf. „Nein, aber ich habe als Zivilistin für eine Staatliche Werft gearbeitet, aber wie ich dir schon sagte, konnte ich meinen Mund nicht halten.“
„Du bist also auch kein Fan des Imperiums?“
Call lachte auf. „Wer mit etwas verstand könnte für so ein System schon etwas übrig haben?“
Das Call augenscheinlich nichts für das System übrig hatte, macht ihn in ihren Augen durchaus Sympathisch. Aber zumindest in dem Punkt musste sie Kanan zustimmen: Er war ein Fremder, und das er am ende nur das sagte was
sie hören wollte, musste sie immer im Hinterkopf behalten. Für ihn war die Crew der Ghost erst mal nur Händler die Frachten von A nach B beförderten, und so sollte es am besten auch bleiben.
„Und du?“, es war klar dass er das Fragen würde, hatte sie es ja erst angestoßen. „Naja, wir wollen nur unseren Geschäften nachgehen. Solange uns das Imperium in ruhe lässt, haben ich mit ihnen kein Problem.“
Er deutete auf die Pilotin. „Eine gute Einstellung. Aber du kommst mir nicht vor wie
jemand, der wegschaut wenn jemand Hilfe braucht. Das ist schon eine sehr spezielle Sicht der Dinge, besonders hier draußen.“
Hera runzelte ihre Stirn.
„Wie kommst du darauf, das mich andere Leute kümmern würden?“
Call grinste wissend.
„Warum sonst hättest du mir helfen sollen, als ich verprügelt wurde?“