Kälte der Schatten - Die Dunkelheit

  • Ich sag mal zu Loki's schönem Erlebnis --- Au >< ein echter Held wenn man bedenkt.. nun ja... wie es ihm ergangen ist dafür das er die anderen gerettet hat ...

    Kuiskata hast du klasse getroffen. ^^ Genauso ist der drauf..

    John Lennon - "Sometimes you wonder, I mean really wonder.I know we make
    our own reality, and we always have a choice, but how much is preordained?

    Manchmal wunderst du dich; du wunderst dich wirklich. Ich weiß, wir machen unsere eigene Realität und dass wir immer eine Wahl haben, aber wieviel ist vorherbestimmt?

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  • Buch 2 - Apocalypsis

    Kapitel 1:

    Der Kontinent war zerstört. Die Städte waren regelrecht zugefroren und nirgendwo schien sich Leben zu regen. Innerhalb der Städte durchstachen leere Blicke eingefrorener Leichen das kristallklare Eis, das wie Glas wirkte. Viele Gebäude brachen unter dem gewaltigen Gewicht des Schnees in sich zusammen und gelegentlich fand man erfrorene Stadtbewohner, die das Glück hatten, nicht im Ewigen Eis gefangen zu sein, wo sie bis auf alle Ewigkeit verweilen würden.
    Dreiviertel der Einwohner des Kontinentes sind dabei ums Leben gekommen – Selbst Runa unterlag der Eiseskälte, wodurch die Manaquellen versiegten und die Reaktoren zum Kanalisieren der Energien unbrauchbar wurden. Hyera, Tochter des Gottes Leds, erstand von Neuem mit der Boshaftigkeit Leds und setzte die Kraft eines zweiten Eisschocks frei, die selbst die sonst unzerstörbare Magiebarriere, die um den Kontinenten verlief, wie Glas zersplittern ließ.
    Die Welt wurde zu einer kalten, leblosen Ruine, in der es nun ununterbrochen schneite. Der Himmel verdunkelte sich und das nahe Ende würde den Menschen und den Lykranern bevorstehen...

    Eine Hand durchbrach die Schneemassen. Die Krallen suchten nach festem Halt und fanden schließlich feste Eiskristalle, die durch die Druckwelle in den Boden gerammt wurden. Sie packten diese Kristalle und der Arm zog allmählich einen zweiten Arm hervor. Die Kraftanstrengung war gewaltig, doch Led gelang es, sich aus diesen ungeheuren Schneemassen befreien zu können. Die Nadelwälder im Umkreis sind allesamt umgeknickt, einige wurden sogar in die Luft gerissen und schlugen mit den Baumwipfeln in den Schnee ein. Led blieb rücklings auf dem Schnee liegen. Es schneite heftig und die Sonne durchdrang die Dunkelheit nicht. Wie sehr wünschte sich Led, einen warmen Sonnenstrahl auf seinem Fell spüren zu können, doch es schien, als ob Hyera alle Hoffnung getilgt hätte. Er atmete ein paar Mal kräftig durch, stand dann aber rapide auf, um Ausschau nach seinen Freunden zu halten. Die Suche dauerte auch nicht lange, bis er Fenrir unter einem umgeworfenen Baum fand.
    »Fenrir! Alles in Ordnung?«, fragte er voller Sorge, sah dann aber, dass der Schnee unter dem Baum rot gefärbt war.
    »L-Led, ich spüre meine Beine nicht.«, erwiderte Fenrir leicht geschwächt.
    Led nahm hockte sich hin, krallte sich am Baumstamm fest und versuchte ihn mit aller Kraft hochzuheben, was ihm sogar gelang und ziemlich überraschte. Fenrirs Beine waren beide am Oberschenkel gebrochen und durchstachen sein Fell.
    »Du brauchst unbedingt ärztliche Versorgung«, riet er Fenrir.
    Led zog seine Kutte aus, drückte an einen der Oberschenkel und gab Fenrir einen Ast.
    »Beiß drauf, es wird jetzt sehr weh tun.«
    Fenrir zögerte, doch er wusste das Led ihm nur helfen wollte. Es biss nach dem Ast und wartete. Ein lautes Knacken war zu vernehmen, gekoppelt mit einem gedrosselten Schrei.
    »So, und nun der Zweite! Diesmal zähle ich bis Drei!«, versicherte er Fenrir, als dieser tränenbeladen auf dem Boden lag und den Ast fast mit seinem Biss durchtrennte.
    »1, 2«, und ein weiteres Knacken war zu hören. Der dumpfe Schrei Fenrirs war dieses Mal lauter und dieses Mal winselte er regelrecht vor Schmerzen, »3!«
    Balthasar erschien hinter Led und schien eine Platzwunde am Kopf zu haben. Zumindest rann ihm Blut von der Stirn. Die Ursache war sein knapper Aufprall gegen enen Felsen. Er schrammte sehr knapp eben diesem vorbei.
    »Led, Fjörd und Trace geht es gut, doch wir wissen nicht wo Freya ist.«, erzählte er ihm mit sehr ruhiger Stimme. Led erschrack förmlich bei der Nennung des Namens seiner ehemaligen Lebenspartnerin. Er stürmte auf die Schneemassen und grub unter Tränen mehrere Löcher, verzweifelt auf der Suche nach seiner Liebsten. Es gab keine Spur von ihr, bis plötzlich ein Arm aus dem Schnee erschien. Leds Schweif begann heftig zu wedeln und er packte den Arm um Freya aus dem Eis befreien zu können. Er umarmte Freya innig, die von der Kälte noch sehr geschwächt war. Sie schien sich aber auch darüber zu freuen, dass Led am Leben war, da ihr Schweif ebenfalls heftig wedelte.
    »Genug geturtelt!«, sagte Fjörd mit ernster Stimme, »Vergesst nicht, dass der Orden versagte und eine böse Gottheit nun unter den Sterblichen weilt. Wir müssen unbedingt etwas unternehmen, bevor sie alles Leben hier auslöscht und die Nachbarkontinente aufsucht. Es wäre fatal für uns...nein...für die Welt.
    Die Gruppe begriff schnell. Lokis Opfer sollte nicht umsonst gewesen sein. Er teleportierte sie alle außerhalb der Gefahrenzone und blieb voller Würde zurück. Balthasar schien nicht wegen seines Ablebens traurig zu sein. Sein Gemüt wirkte kalt wie Stein und Emotionen schienen sich in ihm nicht zu regen.
    Trace schritt zu den anderen vor. »Altravessa war viel zu nahe an den Ebenen von Sarcoy. Sie ist vollständig von der Druckwelle zerstört worden und Überlebende wird es dort wohl nicht geben. Runa hingegen sollte zwar ebenfalls viel Schaden abbekommen haben, aber ich bin mir sicher, dass es dort Überlebende gibt. Wir sollten die Stadt evakuieren und an einen sicheren Platz bringen.«, schlug Trace vor. Fjörd nickte und gab auch gleich einen Ort preis, wo sie sich alle verstecken konnten, solange wie sie am Überlegen brauchbarer Taktiken waren. »Das Ordensversteck. Wir haben sehr viel Platz, wenn wir die hinteren Korridore wieder in Betrieb nehmen.«
    Balthasar nickte widerwillig.
    »Hyera befindet sich wohl im Epizentrum des Eisschockes, also hier in den Ebenen von Sarcoy. Wir sollten einen großen Bogen um ihr Hauptquartier machen, nicht dass sie uns noch entdeckt und aufschlitzt. Glücklicherweise brachte uns Loki östlich der Ebenen.«, erklärte er ziemlich kalt. Die Helden schienen damit einverstanden zu sein, also zogen sie in Richtung Norden, um von dort aus nach Osten weiterzuwandern, in Richtung Runa, der Stadt der Lykraner und der Magie.

    Odin und Kuiskata hockten Seite an Seite auf einer Stufe inmitten des Höhlensystem des Versteckes der Bezwinger. Kuiskata schien von Hyera leicht irritiert zu sein. Sie brachte seinen Auftraggeber um und wer sollte ihn nun bezahlen? Schmollend stützt er sein Kind auf seinen Armen ab, während er leer gegen die Wand starrte. Odin grinste nur und klopfte ihm hart auf die Schulter.
    »Mach dir nichts draus! Nicht jedes Geschäft floriert immer gut.«, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Kuiskata schnaubte sie nur kurz an.
    »Ich lebe von diesen Aufgaben und mit dieser hier wäre ich reich geworden. Verfluchter Gott – hat mir meinen Unterhalt versaut!«.
    Er ballte seine Hand zur Faust und schlug damit kräftig auf den Boden. Odin hingegen stand auf und schritt langsam in Richtung Treppe, die zur Oberwelt führte.
    »Entweder du bleibst hier sitzen und schmollst wegen deines verpassten Gewinns oder du kommst mit mir und wir schauen uns mal an, was Hyera schon alles der Welt antat. Kuiskata stand ohne zu zögern auf und schritt mit Odin die Treppen hoch. Die Treppen endete in einem Steinhaufen inmitten der Sarcoyebenen. Kuiskata musste seine Krallen einsetzen, um einen Tunnel durch den Schnee zu graben, der den Ausgang blockiert. Mit den Armen verschränkt beobachtete Odin Kuiskatas Vorhaben und schien ziemlich geduldig zu sein. Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Tunnel fertig gegraben war und die beiden quetschten sich durch das enge Loch hinaus in die große weite Welt. Die Schluchten wirkten größer und überall patrollierten die Finsteren. An einigen Flecken sahen sie Ansammlungen mehrerer Finsterer, die, wie es schien, den Gedanken verfolgten sich über dem Kontinenten zu verteilen.
    »Sieht ziemlich ungemütlich aus.«, sagte Kuiskata leicht irritiert und kratze sich dabei am Hinterkopf. Plötzlich erklang die Stimme Hyeras und Kuiskata blieb das Herz stehen.
    »Ich weiß nicht wer ihr beiden seid, aber ihr gehört nicht zu dieser anderen Gruppe. Identifiziert euch oder ich bringe euch augenblicklich um.«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    Odin kniete sich sofort mit düsterem Grinsen vor ihr hin.
    »Mein Name ist Odin, ehrfürchtige Gebieterin! Ich gehöre zu Euren treuesten Untergebenen, die mithalfen Euch zu befreien. Ich stehe Euch zu Diensten!«, schwor sie ihr und stieß Kuiskata mit ihrem Ellbogen an die Seite, da dieser noch paralysiert vor Hyera stand, um ihn dazuzubewegen sich ebenfalls hinzuknien und ihr die Treue zu schwören.
    »Ku-Kuiskata meine Gebieterin. Assassine aus den fernen nördlichen Ländern. Ich ha-half Euch ebenfalls aus Eurem Gefängnis! Auch ich werde Euch dienen!«, stammelte er sehr zögerlich. Nie hätte er zu glauben gewagt eines Tages jemandem die Treue zu schwören, aber die Umstände erforderten es, immerhin wurde er Zeuge, wie sie Loki grausam zu Tode folterte und jede Sekunde seiner Schreie genoss, ohne auch nur eine Spur von Mitleid zu zeigen. Kuiskata fürchtete sie und er konnte es sich nicht leisten, solch eine mächtige Persönlichkeit als Feind zu haben.
    Hyera lächelte und legte ihre linke Hand auf den Kopf von Odin und ihre rechte Hand auf den Kopf Kuiskatas.
    »Erhebet euch. Menschin, ich kann deine Rasse nicht ausstehen, doch ich sehe in dir großes nutzbares Potential. Du bist eine wahrhaftige Lykranerin in menschlicher Hülle und du Schwarzling, dich plagen Sorgen und vorallem Furcht – ich spüre es. Sei dir aber sicher, dass ich von deinen Fähigkeiten weiß und nur wenige eine solche Kampfkunst beherrschen.«
    Dabei erhob sie ihre Hände in die Luft, lächelte sie an und löste sich in Luft auf.
    »Dann sind wir wohl jetzt Gefährten oder wie die Mittelständigen es nennen, wenn sie Möchtegernhelden auf die Reise schicken.«
    Sie wand sich in Richtung Treppe zum Versteck und trat unter Schweigen und wehendem Umhang zurück in die Tiefen ein. Kuiskata selbst beobachtete über die Klippe die Armeen der Finsteren, die nun mittlerweile ausschwärmten und die Schluchten Sarcaes verließen.

    Es vergingen Tage und Nächte und die Schneestürmen wurden nicht schwächer. Siedlungen von den Finsteren geplündert und die Bewohner geschlachtet. Der Anblick der einstmals wunderschönen eisfreien Gegenden, die voller Vegetationen und Frieden erstrahlten, ließ alle in der Gruppe erstarren. Der Schnee war an vielen Stellen rot gefärbt und Trace hätte sich schwören können, in der Fernen einen abgerissenen Arm auf dem Boden gesehen zu haben. Ein äußerst tristes Szenario und sie alle machten sich Vorwürfe, da sie die Auslöser der Katastrophe waren.
    Die Stadt Runa lag bereits in Sichtweite vor ihnen, doch sie wirkte nicht mehr so überragend wie vor dem zweiten Eisschock.
    Drei der vier weißen Türme am Schloss, waren zertrümmert. Der vierte schien unbeschädigt zu sein. Die blauen Spitzdächer, das einst die prächtigen Herrenhäuser der Stadt überragten, waren vollständig abgebrannt und nur die halb angekokelten Holzstützpfeiler ließen erahnen, dass sich dort damals Spitzdächer befanden.
    Fenrir blickte die Mauern an und bemerkte ein merkwürdiges farbiges Aufleuchten in der Luft. Möglicherweise fing sein Hunger an, Halluzinationen zu verursachen, immerhin aß die Gruppe seit Tagen nichts mehr, weil sämtliche Nahrungsvorräte in den Siedlungen vernichtet wurden.
    Tatsächlich leuchte wieder etwas auf und Lagosám rieb sich verwirrt die Augen.
    Er streckte seinen Arm aus und spürte eine ungewöhnliche Wärme inmitten der kalten Luft. Es dauerte nicht lange bis er begriff, dass Magie im Spiel war. Led schaute ihn interessiert an und schien zu erahnen, um was es sich hier handeln könnte.
    »Königin Maara hat wohl die Manareserven dazu genutzt, um diese Schutzbarriere zu erschaffen. Der Zauber scheint wohl gerade so groß zu sein, dass das Westviertel der Stadt geschützt wurde. Das Schloss und die restliche Stadt sind stark in Mitleidenschaft geraten.«, gab Led bekannt.
    In Trace Augen funkelte eine gewisse Art von Euphorie, da es tatsächlich viele Überlebende zu geben schien.
    Sie durchschritten die funkelnde Magiebarriere durch das einst so prächtige Westtor und betraten eine Art Illusion. Der Himmel war innerhalb der Magiekuppel blau, die Sonne schien und es war warm. Die Gegend war jedoch noch teilweise vom Altravessaangriff zerstört, doch das meiste schien wieder repariert worden zu sein.
    Der scheinbare Friede hielt aber nicht lange, als plötzlich wie aus dem Nichts Soldaten der runasischen Magiekompanien erschienen. Ihre langen Roben waren die selben wie sie auch Loki trug, bevor dieser sich als ehemaliges Ordensmitglied zu erkennen gab.
    Sie stellten sich vor die Besucher der Stadt, nahmen ihre Stäbe in ihre rechte Hand und streckten sie ihnen nahezu synchron vor die Nase.
    »Ihr wagt es diese Stadt nach euren Taten erneut zu betreten? Towa und Lagosám, ihr werdet der Schuld bezichtigt einen Krieg zwischen den zwei Hauptkönigreichen angezettelt zu haben. Zudem wirft euch das Orakel der Herrin vor, dieses Unheil über die Welt hereingebracht zu haben.«, verkündete der General der Kompanie mit lautstarker und ernster Stimme.
    Ohne wirklich zu zögern feuerten sie aus allen Stäben einen lilanen Strahl, der über die zwei Lykraner eine Art Gefängnisgitterkuppel entstehen ließ. Eine Berührung schmerzte extrem, wie Led feststellen musste. Trace und die restliche Gruppe schauten nur tatenlos zu, wie die Soldaten Led und Fenrir abführten.
    Balthasar strich sich mit seiner rechten Hand seine langen braunen Haare vom Gesicht und verschränkte grinsend seine Arme.
    »Sie kommen schon klar. Wir müssen die Königin finden und ihre Truppen erbitten.«
    Er wandte sich seufzend von den anderen fort und blickte kurz träumerisch in den Himmel.
    Fjörd wusste nicht so recht, was Balthasar zu dem Zeitpunkt durch den Kopf schieß, doch er wusste, dass er Recht behielt. Neben einem großen Anwesen, das völlig unzerstört wirkte, bemerkte Fjörd einen Soldaten, der anscheinend Wache hielt, so begab er sich zu ihm, in der Hoffnung nützliche Informationen zu erhalten.
    »Heh, sag mal – Weißt du wo wir die Königin finden?«, fragte er ziemlich harsch, während der Soldat ihn nur mit großen Augen anblickte.
    »Die Königin wünscht mit niemandem zu sprechen, seitdem der Eisschock unsere Stadt heimsuchte. Sie sagte uns, dass eine Göttin zurückgekehrt sei und diese unsere Welt vernichten möchte. Mit diesen Worten schloss sie sich mit ihren Kriegsberatern in den Konferenzsaal und kam nicht mehr hinaus, geschweige denn, hatte Kontakt mit Personen aus der Stadt.«
    Der Soldat wirkte verstört und setzte sich auf den harten Pflasterboden und blickte hoffnungsvoll in den Himmel, einem Himmel, der allen nur vorgegaukelt wurde.
    »Ich kenne meine Herrin, das da oben ist sicher nicht der echte Himmel, sondern eine ihrer Illusionen. Sagt mir, wir schlimm steht es um die Welt?«
    Fjörd senkte seinen Blick und ballte seine Hände zu Fäusten. Er streckte seinen linken Arm aus und sprach unter leisem Ton.
    »Sie ist zerstört. Altravessa ist gänzlich zerstört, da es fast im Epizentrum lag. Der Feind sitzt in den Ebenen von Sarcae und plant die Ausrottung der Rassen und sämtliche Ländereien sind unter Schnee und Frost begraben.«, er zögerte kurz, »Kaum Überlebende...«
    Der junge Soldat schaute ihn erneut mit großen Augen an und ihm kullerten Tränen die Wangen hinunter.
    »Meine Familie...meine Freunde...Sie alle waren dort draußen...«
    Er stand auf, legte sein Schwert auf den Boden und ging wortlos aus der Stadt hinaus.
    Trace wollte ihn aufhalten, da sie das Gespräch von Weitem mitverfolgte, doch Balhasar hinderte sie daran.
    »Kind, dieser Soldat hat viel verloren. Es ist seine Pflicht die nahen Verstorbenen zu ehren, also lass ihn von Dannen ziehen. Die Königin befindet sich im Konferenzsaal, also statten wir der Kriegsbesprechung mal einen Besuch ab.«
    Trace blickte ihn zornig an. Dieser junge lykranische Soldat verlor seine Liebsten und Balthasar zuckte nicht einmal mit seiner Augenbraue. Emotionen schienen für ihn ein Fremdwort zu sein, doch eben dies schien sein logisches Denken verbessert zu haben.
    Nicht antwortend setzte Trace und der Rest Balthasar nach und sie liefen in Richtung des großen, weißen und prächtigen Schlosses.
    Die zwei Gefangenen wurden immer tiefer in die Stadt gebracht, vorbei an den Toren des inneren Ringes. Überall waren hölzerne Baugerüste für die Reparaturarbeiten an der Mauer des Innenrings. Die Menschen hinterlassen mit ihrem Angriff auf die Stadt eine große Schneise der Zerstörung, doch sie mussten eine bittere Niederlage einstecken, nachdem die Königin einen ihrer mächtigsten Zauber aussprach. Sie erreichten nach einer kurzen Weile eine dritte Mauer, die unversehrt vom Angriff war. Hinter dem riesigen eisernen Tor, befand sich das Zentrum von Runa – ein Gebiet, das für Zivilisten tabu war. Hier waren alle Gebäude weiß gefärbt und aus simplen Stein gebaut. Riesige Säulen prägten die breit gepflasterte Straße und an den Gebäuden wuchsen Weinranken hinauf. Alles in allem wirkte dieser Bereich der Stadt, der nur für Soldaten und königliche Bedienstete zugänglich war, sehr idyllisch und unter dem blauen Himmel vergassen Led und Lagosám kurzzeitig die Umstände in der Welt...eine perfekt gehaltene Illusion, um eine Massenpanik in Runa zu verhindern. Für Lagosám wirkten die Straßen endlos, doch er riss sich zusammen und schritt ohne hungrig zu erscheinen den Soldaten hinterher, die die beiden abführten. Ein Entkommen war nicht möglich, da sie zusätzlich zu ihren Stäben mit Kurzschwertern b mit gesewaffnet waren; zudem befand sich das Militär in der Stadt in Aufruhr. Lagosám blickte sich um und sah das vor ihnen eine große breite Treppe hinaufragte. Am Ende der weißen Treppen sahen sie den majestätischen Palast der Königsfamilie Runas, einer Blutlinie, die schon seit Jahrzehnten an der Weltpolitik mitwirken.
    Jede Stufe erschwerte den beiden Lykranern die nächste Stufe und es schien als würden die Kräfte in ihren Körpern entschwinden. Led sah zu Lagosám herüber, der anscheinend zu erschöpft war und sich schon hechelnd mit gesenktem Kopf die Treppen hochquälte. Ein minutenlanges Schweigen zwischen den Abführern und den Abzuführenden spannte die Situation zusätzlich an. Oben angekommen brach Lagosám zusammen und stützte sich kniend am Boden mit seinen Armen ab. Ein Soldat nahm seinen Stab und stieß ihn in Lagosáms Seite.
    »Aufstehen!«, knurrte er und versetzte ihm noch einen Schlag. Lagosám empfand starke Wut, doch er hatte sich genug im Griff, um diese zu unterdrücken und erneut aufzustehen, um dann das schweigende Wandern fortzusetzen. Vor ihnen ragte ein riesiger Torbogen, der in völlige Dunkelheit führte. Zwei der führenden Soldaten nahmen ihre Stäbe, hielten sie in die Luft und riefen laut:
    »Licht der Schatten, erleuchte uns den Weg!«
    An den Spitzen der Stäbe entstanden kleine Orbblasen, die sich zu einer großen Blase verschmolzen. Diese strahlten ein grelles blauweißes Licht aus, dass die nähere Dunkelheit vertrieb und die Sicht auf den Weg ermöglichte. Die kunstvollen Wände waren mit runenartigen Symbolen durchzogen, die eine Art Geschichte darstellen sollten. Manche Stellen waren aber zerbröckelt oder mit Pflanzen überwuchert. Das Gewölbe über ihnen wurde immer größer, bis sie schließlich einen Raum erreichten, der nur über ein riesiges metallisches Tor zu betreten war. Die hinteren Soldaten packten die beiden an ihren Schultern und führten sie hinein. Die zwei führenden Soldaten, die den Weg erleuchteten, richteten ihre Stäbe auf merkwürdige rausragende Strukturen in der Wand, die daraufhin zu leuchten begannen.
    »Ihr bleibt im Verlies, bis die königliche Notberatung ihr Ende findet. Danach werdet ihr von der Königin höchstpersönlich gerichtet. Ihr seid eine Schande für die lykranische Rasse und wünsche euch den Tod.«
    Mit diesen Worten, schloss einer der lykranischen Soldaten das metallische Tor. Led hörte das dumpfe Lachen der lykranischen Soldaten, dass durch die eisernen Wände hallte und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass diese verstummten.
    »Scheint so, als wären sie weg.«, sagte Led mit ruhiger Stimme.
    »Grr, ich hätte ihnen am liebsten die Zähne rausgeschlagen...«, knurrte Lagosám, der seine Faust gegen die eiserne Wand donnerte. Der hallende Klang durchflutete sämtliche Gänge und Räume in den Verliesen und erzeugte einen ziemlich unheimlich klingenden Klang.
    »Bleib ruhig. Zorn bringt uns nicht weiter und Verwünschungen sowieso nicht.«, antworte Led, während es sich in die Ecke des Raumes hinsetzte und genüsslich seine Beine ausstreckte. Seit Tagen waren sie pausenlos unterwegs und nun gönnte Led seinen Beinen eine kleine Pause.
    »Schon deine Kräfte, wir werden sie später brauchen.«, er griff in die Tasche und zog kleine rote Beeren hervor, von denen er ein paar Lagosám rüberwarf, »Hier, fang! Ist zwar nicht so gut wie ein Steak, aber das sollte reichen um den Hunger ein wenig zu dämmen. Das sind sogenannte Aurorabeeren. Sie ändern gelegentlich ihre Farbe und mit der Farbe auch den Geschmack. Diese hier sind rot und schmecken daher schärfer.«
    Lagosám schaute skeptisch auf die Beere, die mittlerweile nun tiefrot leuchtete. Er zögerte eine zeitlang, schmiss sich aber die Beere in sein Maul. Nach dem ersten Kauen kullerte ihm eine Träne von der rechten Wange. »Scharf ist noch untertrieben!«, keuchte er, während er sich gleichzeitig die Träne wegwischte, »Diese Schärfe ist die Hölle...Ich brauch Wasser.«
    Im Verlies gab es nur einzelne Wasserpfützen auf dem Boden, doch Lagosám konnte den Erscheinungen der Schärfe nicht widerstehen. Er kniete sich hin und leckte hektisch das Wasser der Pfütze auf. Er hob den Kopf und blickte Led misstrauisch an. »Was hier grad passiert, bleibt auch hier!«, knurrte er grimmig und widmete sich wieder der Pfütze. Led grinste, lehnte sich an die Wand an und blickte an die Decke des Verlieses. Nachdenklich zog er sich geistig zurück und außer dem Platschen vom Auflecken der Pfütze durch Lagosám, dem Heruntertropfen von Wassertropfen und dem Zischen des Windes, war es in den Korridoren nahe den Verliesen ziemlich still. Gelegentlich drang jedoch auch mal das Stöhnen anderer Gefangener zu den zwei Lykranern durch. Ein unheimlicher Ort innerhalb eines idyllischen Ortes.
    Die Palasttore waren überragend und mit vielen Formen von Tieren wie zum Beispiel von Tigern und Elefanten verziert. Zentral erkannte man das Muster eines Mondes in dessen Mitte ein Wolf auf einem Felsvorsprung stand und in das Nichts jaulte. Die zwei Palastwachen, die diese massiven Tore bewachten, trugen eine Kettenrüstung, die sie unter einer Art beigem Poncho mit dem Königssymbol verbargen und verbargen ihre Wolfsköpfe unter speziell für Lykraner angefertigte Eisenhelmen. Das Königssymbol war das Motiv eines schlicht gezeichneten Wolfs, der nach links blickte. Beide Wachen trugen einen langen Speer, der am Speerhals mit Federn ausgeschmückt war. Diesen hielten sie bei Sichtkontakt mit der Gruppe horizontal zum anderen Wächter und erst hier merkte die Gruppe wie lang und vorallem, wie schwer diese Speere waren, da sie mit den beiden Speeren die gesamte Spannweite des Tores erreichten. »Die Königsfamilie empfängt derzeit keinen Besuch.«, sagten beide wie aus dem Chor.
    Balthasar schritt voran, blickte die Wachen böse an und sagte mit ruhiger Stimme:
    »Gestatten, der Orden des Himmels. Wir sind Zeugen des Eisschocks und besitzen Informationen über das Epizentrum, die für alle Königreiche des Kontinentes wichtig wären.«
    Die zwei Wachen schauten sich kurz irritiert an und versuchten ein Lachen zu unterdrücken, was ihnen nicht gelang, sodass ein lautes Lachen der beiden den Palasthof erfüllte..
    »Ihr? Der Orden des Himmels? Und im Epizentrum der Explosion den Eisschock überlebt? Und ich bin ein Magierältester!«, das Lachen verstummte nun und sein Gesichtsausdruck wurde ernst, »Verschwindet! Hereinlegen könnte ihr wen anders!«
    Balthasars Blick verschärfte sich, weil er es nicht abkonnte, wenn jemand sich über ihn lustig machte. »Es wäre besser für euch uns passieren zu lassen.«
    Der Soldat grinste höhnisch und schritt dicht an Balthasar heran. Mit heisernem, fast flüsternem Tonfall, missachtete der Soldat Balthasars Warnung. »Und ich sagte...Ihr – dürft – hier – nicht – passieren!«
    Mit der letzten Silbe wurde der Soldat extrem laut und aggressiv, doch Balthasar grinste nur zurück.
    »Wie ihr wollt...«
    Er schlang seine Arme um den Hals der Wache, zog den Kopf herunter und ließ ihn mit seinem Knie aufprallen. Die andere Wache wollte das Kriegshorn blasen um Alarm zu melden, doch kaum setzte er das Kriegshorn an, da wurde dieser von einem Pfeil getroffen und weggeschossen.
    Alle sahen sich um und waren erstaunt, als sie Trace sahen, wie sie ihren Bogen in der Hand hielt, den sie damals im Ordensversteck entwendete.
    Balthasar rannte auf die desorientierte Wache zu und verpasste ihm einen frontalen Schlag ins Gesicht, bei dem sogar ein Eckzahn der Wache ausriss und Weile in der Luft umherwirbelte. Beide Wachen lagen auf dem Boden und Balthasar zog wieder seine schwarze Tracht zurecht. Der Leinenstoff ließ ihn sehr wendig erscheinen.
    »Und somit haben wir uns Zutritt verschafft, also los!«
    Sie stemmten sich allesamt gegen eines der Torflügel und drückten mit aller Kraft dagegen. Zuerst rührte sich eine zeitlang nichts, doch nach nur einer Minute, begann das Tor sich zu bewegen.
    »Drückt....STÄRKER!!!«, brüllte Fjörd unter größten Anstregungen, sodass sogar sein Kopf extrem rot anlief, während er die Augen mit aller Kraft zukniff. Tatsächlich dauerte es nicht lange bis ein so großer Spalt zustande kam, durch dem alle hindurchschlüpfen konnten. Sie fanden sich allesamt in einem riesigen Saal wieder in dessen Zentrum ein riesiger Brunnen stand. Seitlich der Treppen befanden sich leicht gebogene Wendeltreppen, die in das erste Geschoss führten. Schritt für Schritt näherten sie sich der Treppe, den Raum bestaunend und sahen einige merkwürdig aussehende grüne Türen im Obergeschoss. Sie waren durch geschwungene Linien verziert worden und innerhalb der Türen befand sich eine Art kleine Kammer mit einem Pult, an dem eine Art Sensorfläche angebracht war. »Ah, Teleportkammern. Diese Runaner sind ja ziemlich faul, dass muss ich ihnen lassen.«, warf Fjörd in den Raum. Er legte seine Hand auf die Fläche, welche zu leuchten begann.
    »AUTORISIERUNGSANFRAGE LÄUFT...Sie werden bereits erwartet, daher steht ihnen die Sondergenehmigung für die siebte Etage zur Verfügung...«, sagte eine weibliche Computerstimme. Ein weiteres stärkeres Leuchten durchfuhr die gesamte Kammer und wieder vernebelte etwas die Sicht der anderen. Mit einem starken Ruckeln standen alle wieder in der selben Kammer und fühlten sich wieder so, als wären sie zigtausende Runden im Schnelldurchlauf gelaufen.
    Trace fasste sich seufzend an den Kopf. »Ich frage mich wer sich gerne teleportieren lässt...«
    Sie öffnete leicht torkelnd die Kammertür und die Gruppe schritt langsam in einen langen, zu hochgeratenen Korridor, dessen Dach mit Torbögen verziert wurde. Am Ende des Korridores stand ein prunkvolles Tor, anscheinend der Thronsaal. Rechts verliefen die Mosaikfenster aus denen das Sonnenlicht hineinstrahlte und links gab es vereinzelte Türen. Eine Wache stand vor eine der Tür und wies wortlos mit der Hand an, diese zu betreten. Die Tür öffnete sich von selbst und sie hörten nur eine laute weibliche Stimme sagen: »Herein mit euch. Wir haben euch erwartet!«
    Selbst Balthasar wirkte überrascht, da keiner damit rechnete, dass sie die Ankunft der Gruppe erwartete.
    Innerhalb des etwas kleineren Zimmers stand ein sehr großer Tisch. Am Tisch selber saßen viele bekannte militärische Persönlichkeiten Runas. Vom Feldmarshall bishin zum Obergeneral. Am Tischende stand ein goldener Thron auf dem die Königin Runas saß.
    »Ist sie hübsch.«, dachte Trace, während sie sie begutachtete.
    Königin Maara wirkte ziemlich jung, hatte ein tiefdunkelblaues Fell, lange mit Ohrringen besetzte Ohren und leuchtend blaue Augen. Sie trug einen dunkelbraunen Minirock, bei dem vorne und hinten ein langer Stoffbanner nach unten hing. Entgegen eines königlichen Aussehens, trug sie eine enge hellbraune Weste. Ihr Umhang, den sie zusätzlich trug, wirkte nicht dick, sondern ziemlich dünn.
    »Ich heiße euch herzlichst willkommen. Entschuldigt bitte mein grobes Verhalten gegenüber euren zwei lykranischen Begleitern, aber wir haben Pläne, für die wir sie brauchen. Setzt euch.«
    Sie erhob ihre rechte Hand und streckte ihren Zeige- und Mittelfinger aus. Mit einer eleganten Bewegungen drehte sie die Hand mit den ausgestreckten zwei Finger in eine horizontale Richtung und plötzlich schossen ein paar Stühle, die an den Wänden standen in Richtung Konferenztisch und erwischten beim Anflug Freya, Fjörd, Balthasar und Trace, die regelrecht zum Sitzen gezwungen worden. Trace fielen die vielen Ringe an der rechten königlichen Hand auf.
    »Gestatten, Maara die Zweite. Das Orakel kündigte euren Besuch an.« Sie schaute ihre Konferenzgenossen an, woraufhin sie allesamt aufstanden und die Konferenz verließen. Nur noch die Helden und die Königin blieben im Raum. Königin Maara verschränkte ihre Beine.
    »Ich erspar euch jetzt die ganzen Formalitäten. Ihr wart Zeuge des Eisschocks und habt die Armeen der Finsteren gesehen. Wir planen einen direkten Schlag gegenüber Hyera und arbeiten derzeit an unserem Geheimprojekt, der "Eisigen Armada". Tief im Norden am unüberwindbaren Bergkamm, bauen unsere Leute einen Stützpunkt auf, wo wir unsere Manakanonen platzieren werden. Wir laden sie gleichzeitig auf, richten sie auf die Sarcaeebenen und feuern ab. Es macht Wumms und Hyera ist Geschichte.«
    Die vier Helden konnten dem Gesagten kaum folgen, da die Informationsfülle doch zuviel aufeinmal war.
    »Die Eisige Armada?«, fragte Trace, bestürzt darüber nicht auf Anhieb alles verstanden zu haben.
    Königin Maara schmunzelte ein wenig.
    »Unser Stützpunkt gegen den Gott. Götter sind angeblich unsterblich, doch wieviel Mana hält ein Gott aus? Unser Plan: Wir bauen den Stützpunkt und jagen die Sarcaeebenen mit der Kraft des Manas in die Luft. Hyera wird im ewigen Eis begraben und wir haben unsere Ruhe. Eure Aufgabe wird es sein unsere Rekruten im Nahkampf und im Fernkampf auszubilden. Die Finsteren scheinen Magie zu absorbieren, daher müssen wir auf herkömmliche Waffen umsteigen.«
    Sie zögerte anschließend ein wenig. »Oh, ich komme zu spät zu meinem nächsten Termin! Entschuldigt mich bitte...Fühlt euch wie zuhause – achja und die beiden Lykraner findet ihr im Schlossverlies. Sie stehen bis zu den nächsten Anweisungen unter Quarantäne, weil Hyera anscheinend einen Spionzauber auf sie wirkte. Haltet daher in deren Anwesenheit die Pläne geheim, bis ein Antizauber entwickelt wird«
    Plötzlich hastete sie zur Tür und schloss sie heftigst. Als die Gruppe, aufgrund vemehrter Fragen, ihr hinterhereilten, stellten sie im Korridor fest, dass sich niemand, außer dem Wächter, dort befand.
    »Diese Magierältesten scheinen es zu mögen ständig im Nichts zu verschwinden.«, grinste Trace, doch Balthasar, Freya und Fjörd schauten nur grimmig zurück. Trace begriff schnell, dass sie das Trio der Humorlosen vor sich hatte.
    Der Wächter schritt zu ihnen heran und wirkte mit seiner Hand einen Zauber auf Fjörd.
    »Ihr erhaltet hiermit Zugang zu den Gemächern. Sie sind bereits für euch eingerichtet worden.«
    Sie nahmen die Information in Kenntnis und betraten wieder die Teleportkammer. Fjörd legte erneut seine Hand auf die Schaltfläche und wieder ertönte die weibliche Computerstimme.
    »Zugang VERIFIZIERT! Stockwerk 4, die Gemächer, freigeschaltet. Wohin möchten Sie?«
    »Vier!«, erwiderte er mit klarer und langsamer Stimme um sicherzustellen, dass die Stimme auch alles verstand.
    Wieder verschwamm die Realität und der Nebel umhüllte wieder alle, bis sie erneut schwer torkelnd
    die Kammer wiedersahen. Balthasar jedoch schien das Teleportieren jedoch nichts mehr aus zu machen, da er unter den Diensten von Orkus ziemlich oft diesen Transportweg nutzen musste.
    Er sah sie alle an und wies sie an in ihre Gemächer zu gehen.
    »Ihr solltet euch ausruhen. Diese Königin wird heute wohl nicht mehr ansprechbar sein.«

    Der Schneesturm in den Sarc ae Ebenen tobte unaufhörlich und erschwerte jedem Wesen die Sicht. Hyera saß auf ihrem Thron, den sie in der Rituskammer aufbaute und schien in Trance verfallen zu sein. Kuiskata blickte skeptisch in den Thronsaal, zog seinen Kopf aber nach wenigen Sekunden wieder aus dem Raum. Leise versuchte er das Tor zu schließen und begann in Monologe zu verfallen. »Die Weltherrschaft wird mir nicht gelingen, solange mir ständig Andere dazwischen funken.«
    Die Idee zu fliehen stand außer Frage, denn es gab nichts Schlimmeres als einen aufgebrachten Gott. Er setzte sich an die durchnässte Steinmauer des Tunnelssystems und überlegte.

  • Kapitel 2:

    Es zischte laut und ein Wasserdampfstrahl schoss in die Höhe. Eine Pfote mit langen Krallen griff nach einem rostigen Geländern und nutzte es um sich hochzuziehen. Er blickte sich um und sah eine riesige Armee der Finsteren, wie sie in Richtung Runa liefen. Kuiskata erkannte schnell, dass Hyera all ihre Macht nutzen würde, um die Überlebenden des Kontinentes zu vernichten.
    Eine Sache bereitete ihm jedoch mehr Sorgen; die Grenze zum Norden wurde durch den Eisschock in die Luft gejagt, zersplittert und nun konnte jeder zwischen den Kontinenten umherwandern.
    Das bedeutete jedoch auch, dass Hyera frei war und in die nächstgelegenen Kontinente ziehen würde, um diese für sich zu unterjochen. Kuiskata bekam das Fürchten zu lehren, da er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass diese Gottheit ihm alle Pläne zur Weltherrschaft vereiteln würde. Blöderweise schwor er ihr seine Treue und das konnte er nicht einfach brechen.
    Während die Finsteren allmählich am Horizont verschwanden, erklomm Kuiskata mithilfe des rostigen Geländers die zertrümmerte Steintreppe und setzte einen Schritt auf die Oberfläche des Epizentrums. Die Schluchten waren so breit wie nie zuvor und ein riesiger grüner Lichtkegel markierte die Ebenen von Sarcae. Auf den ersten Blick erschien ihm das Leuchtspektakel wie eine simple Aurora, wie er sie vor langer Zeit in Lunerek sah, einer Stadt, die tief im Norden liegt – jenseits des nördlichen Bergkamms und jenseits der darauffolgenden Meeresenge.
    Seine Erinnerungen überschlugen sich und eine kurze Zeit über, verkrampfte er sich an dem Gedanken, von einem Artgenossen betrogen worden zu sein. Er begann seine Zähne zu fletschen, als er an diese Person dachte...
    »Lox...Verflucht seiest du! Wegen dir stecke ich nun in diesem Schlamassel!«, brüllte er zornig in die eiskalten Winde, die sein Schreien regelrecht durch das Land transportierte.
    Es herrschte wieder Stille und außer dem üblichen Zischen des Windes, war wieder nichts zu vernehmen. Völlig alleine schreitete Kuiskata an einen Felsvorsprung, um so seine Sicht auf die unteren Plateaus der Ebenen zu erweitern, doch der Anblickt ließ ihn zusammenzucken.
    Eine riesige Herde Finstere versammelte sich direkt unter dem Felsvorsprung...wenn Kuiskata es nicht besser wüsste, dann waren das 20000 und ein paar Zerquetschte, die sich dort sammelten – Eine Streitmacht, wie sie der Kontinent noch nie zuvor sah, eine Streitmacht, die die Dunkelheit verbreitete.
    »Oh, oh! Das gibt Probleme...Extreme Probleme! Schwur hin oder her, ich kann nicht zulassen, dass diese Hundegöttin mir meine Lebensziele vereitelt. Ich ziehe es dann lieber vor zu sterben, als im Schatten eines anderen zu leben!«
    Entschlossen wandte sich Kuiskata um und lief so schnell er konnte aus den Ebenen von Sarcae, dem wohl derzeit gefährlichsten Ort im Kontinent. Er überlegte beim Rennen, wohin er flüchten könnte. Dabei kam ihm Altravessa in den Sinn, eine Ruine der menschlichen Zivilisation. Plötzlich stoppte er und fiel fast hin, kramte ein merkwürdiges Buch hervor, dessen Bund aus Leder bestand und blätterte wie ein Wahnsinniger, auf der Suche nach etwas Bestimmten. Nach einigen fliegenden Seiten stoppte er eine Seite und richtete seinen Zeigefinger auf einen Zauberspruch.
    »Nedi Pison leschtir!«
    Eine schwache gelbe Aura durchfuhr seinen Körper und er klappte das Buch zu.
    »Hyera, glaubst du im Ernst, dass du mich mit einem Spionzauber bewachen könntest? Somit bist du nun blind!«
    Ein Grollen durchfuhr die Luft und der Boden bebte ein wenig. Er wusste sofort, dass Hyera sich erhoffte, dass Kuiskata den Feind aufsuchen würde, wodurch sie ihre Pläne herausfinden würde, doch das schien nun gänzlich ins Wasser gefallen zu sein.
    Mit großen Schritten verschwand Kuiskata hinter einem großen Hügel, über dessen Spitze die zerstörten Konturen von Altravessa zu vernehmen waren.

    Led und Fenrir saßen weiterhin in ihrer Arrestzelle unterhalb der Schlossmauern. Während der eine stillschweigend in seinen Gedanken von einer Erinnerung zur anderen pendelte, pfiff der andere ziemlich nervös ein paar Trinklieder, die er in einigen Siedlungen der Menschen aufschnappte.
    Nach einigen missglückten Tönen, hockte auch Fenrir sich hin und begann seinen Oberschenkel abzutasten. Noch immer blutete die Wunde, also zerschnitt er sich ein Stück seines roten Umhangs und verband die Wunde. Der Schmerz plagte ihn noch immer an beiden Beinen, doch er war nicht mehr so scharf wie zu seinem Unfall.
    »Ich habe eine böse Vorahnung«, flüsterte Led Fenrir mit bedrücktem Blick zu. Er ließ seine Arme verschränkt und begutachtete spontanerweise den Boden.
    »Es ist unsere Schuld, dass diese vermaledeite Göttin auf Erden wandelt. Wir müssen etwas unternehmen!«
    Fenrir erwiderte den kurzen Blick, den Led ihm dabei kurz warf und lehnte sich an die Wand zurück.
    »Weißt du, der Orden war für mich alles. Ich verteidigte ihn, ich kämpfte für ihn – ich lebte für ihn und im Endeffekt muss ich feststellen, dass es alles für die Katz war. Stets stand ich hinter eurem Schatten, denn ich war der distanzierte Ingenieur. Stets wünschte ich mir, dass auch ich an Anerkennung komme und bei dieser Mission war ich mir so sicher..., doch – im Gegenteil, ich bin schuldig daran, dass die Apokalypse die Welt heimsucht. Meine Hoffnung ist erloschen Led und ich bin es müde diesem Abenteuer nachzujagen.«
    Fenrir senkte seinen Blick und es kullerten ihm die Tränen auf den Boden. Der Zorn und die Trauer in ihm waren gewaltig und Led empfand für ihn Mitgefühl.
    »Hör zu. Du magst zwar nicht der Offensive gewesen sein, doch ein gutes Herz misst sich am Charakter und du gehörst dazu. Du musst dich nicht beweisen und nicht du allein bist an diesen Vorfällen schuld. Wir alle haben etwas dazu beigetragen.. Du warst stets mein Freund und bliebst, egal zu welcher Situation an meiner Seite, also rück dich nicht ins negative Rampenlicht. Ohne dich wäre diese Mission im Vorhinein gescheitert.«, konterte Led mit harschem Ton.
    Fenrir schaute bestürzt auf, doch es schien als hätten Leds Worte wahre Wunder bewirken können. Er wischte sich die Tränen von seiner Schnauze und blickte in das Verliesgewölbe über ihnen. Wieder versanken sie in Stille..., bis schließlich ein Danke diese Stille kurzzeitig unterbrach.

    Unruhe machte sich über das Laboratorium breit. Königin Maara lief ungeduldig auf und ab und fixierte mit ihrem Blick einige merkwürdige Geräteschaften und riesige, mit bläuliche schimmender Flüssigkeit gefüllte Behälter, in denen gelegentlich große Luftblasen aufstiegen.
    Einige Lykraner, anscheinend Anhänger der Wolfswächter, die sonst die spektralen Energiequellen an der Manabarriere untersuchten, arbeiteten seit den Ereignissen an den Nordgebirgen in den runasischen Laboren, um so ihre Kenntnisse für neue Erfindungen zu nutzen, die im Kampf gegen den Eisschock von Vorteil wären. Sie fuchtelten mit einigen Objekten herum und liefen hektisch von einem Tischende zum anderen, auf der Suche nach möglichen Kombinationsmöglichkeiten.
    »Na los, macht schneller!«, wies Maara ungeduldig und zeigte dabei mit ihrem Finger auf eine Wanduhr, die statt Zahlen nur Striche enthielt.
    Eine weibliche Lykranerin der Wolfswächter blickte verächtlich in Richtung Königin, verkniff sich aber widerwillen eine harsche Antwort.
    »Jawohl, meine Herrin!«
    Nörgelnd wandte sie sich um und widmete sich wieder den Gerätschaften, die sie kurzerhand aus einigen Metallschrottteilen zusammenbastelte. Es zischte kurz und plötzlich sprang das Gerät in hellen Funken auseinander und die Lykranerin fing an wie wild herumzufluchen. Die anderen fixierten sie kurzzeitig, beschäftigten sich dann aber wieder mit ihren eigenen Vorhaben und Ideen.
    »Beim vermaledeiten Loki und expressionistischem Geschlage! Wieso fällt alles in sich zusammen?«, doch ihre Aufregung währte nicht allzulange als sie die Gerätschaft neuzusammenpuzzelte und dieser beim Anschalten nicht in die Luft flog.
    Neben dem Treiben der Wolfswächterforscher, starrte Maara ständig aus dem Fenster und murmelte Dinge, die keiner der Wolfswächter verstehen konnte.
    »Ich habe es endlich geschafft! Der Manamotorprototyp für die großen Kanonen funktioniert endlich und fliegt nicht ständig in die Luft! Meine Herrin, wir können das nun zur Eisigen Armada bringen und dort installieren.«, sagte die Lykranerin mit einem plötzlich auftauchendem Grinsen im Gesicht. Königin Maara drehte sich um und begutachtete die Apparatur. Sicherheitshalber klopfte sie mit ihren Fingerknöcheln an dem Metall, um sicherzustellen, dass das Ding auch wirklich taugte und nicht wieder das halbe Labor in eine Rußgegend verwandelte.
    »Ah sehr gut. Eine weitere fertige Motorkomponente!«
    Sie schnippte mit ihren Fingern und plötzlich erhob sich der Motor in die Lüfte und gerade aus dem Fenster hinaus, hinunter auf einen langen hölzernen Vorratswagen, der in der Luft schwebte. Auf diesen befanden sich unmengen an Zusatzteilen und Prototypen, die für das zukünftige Arsenal gedacht sind. Trace saß wartend in ihrem Zimmer, welches ziemlich schlicht wirkte. Außer einem goldenen Kronleuchtet, befand sich im Zimmer nichts, was andeuten würde, dass Trace sich in einem königlichen Schloss befand. Das waren wohl die Gemächer für niederen Besuch, was sich wohl an der mattgehaltenen Wandfarbe äußerte. Während Trace in Gedanken versank, klopfte es an der Tür und die Stimme Fjörds erklang.
    »Darf ich hereinkommen?«
    Trace stand auf und öffnete ihm die Tür. Wortlos ging sie zurück zum Bett und setzte sich wieder.
    Fjörd schloss vorsichtig die Tür hinter sich zu und schien sich über Trace Zustand zu sorgen.
    »Alles wird wieder gut. Die Königin Runas widmet sich nun der Sache, also haben wir eine mächtige Verbündete. Sofern ich das jetzt richtig mitbekommen habe, wird Runa die Eisige Armada im Norden aufbauen und einen geballten spektralen Artilleriebeschuss auf die Sarcaeebenen starten, um so Hyera und ihren Machenschaften ein Ende zu setzen.«
    Er verschränkte die Arme und schaute sich den Kronleuchter an, entschied sich dann aber neben Trace hinzusetzen.
    »Natürlich bereitet mir das Sorgen, aber was ist mit Led und Fenrir? Sie scheinen viel über diese Angelegenheit zu wissen und das könnte für uns alle nützlich sein.«
    Fjörd schlug sich die Hände zusammen und stützte mit ihnen seine Stirn ab. Er wusste ebenfalls, dass diese beiden Lykraner die Schlüsselfiguren in der Geschichte spielen würden, doch er schwieg auf Traces Vermutung. Stattdessen stand er wieder auf und ging aus dem Raum. Kurz bevor er die Tür schloss wandte er sich noch einmal Trace zu.
    »Du findest die beiden im Kellergeschoss des Schlosses. Halt dich an den Eingängen, die ins Düstere führen – Du kannst sie nicht verfehlen.«
    Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ Trace alleine im Raum sitzen.
    Diese unangenehme Stille machte Trace nervös und sie wusste was sie zu tun hatte. Solange die Königin nicht ansprechbar war, musste sie selbst nach Informationen graben, also sprang sie vom Bett und ging mit hastigem Schritt aus dem Raum, erneut in die verhasste Teleportationskammer.
    Sie legte die Hand auf die Fläche, doch die Computerstimme negativierte die Anfrage, da die Erlaubnis auf Fjörds Händen lag. Eben dieser kam plötzlich in die Teleportationskammer und sagte mit ziemlich ruhiger Stimme:
    »Na dann statten wir meinen Freunden einen Besuch ab!«
    Die Teleportationskammer reagierte auf Fjörds Händeabdruck und brachte sie kurzerhand in das Erdgeschoss, wo sie feststellen mussten, dass das Eingangstor wieder versperrt war. Natürlich musste ein Schloss noch Wege hinunter kennen, die sich auch im Inneren des Schlosses befanden und dieser war nicht schwierig auszumachen. Ein unscheinbarer Gang hinter dem großen Brunnen führte geradewegs in das untere Stockwerk, hinunter zu den Schlossverliesen.
    Es dauerte nicht lange, bis Led die ersten Geräusche wahrnahm, die sonst nicht in den Verliesen ertönte. Ein flüsterndes Sprechen einer Frau und eines Mannes. Er erkannte sofort die Stimme Fjörds, stand auf und näherte sich dem Verliestor. Durch ein schmales Gitter blickte er in die Korridore, sah aber auf Anhieb niemanden. Fenrir bemerkte Led, stand auf und bat ihn zur Seite zu treten, um selber hinaus schauen zu können. Kaum schaut er durch den Schlitz tauchen die Augen Fjörds vor dem Gitter auf und Fenrir fällt mit fast stehen gebliebenem Herzen nach hinten um.
    »Fjörd verdammt, willst du mich zu Tode erschrecken!?«, keifte er ihn an.
    »Entschuldige. Trace und ich möchten gerne mit euch sprechen.«
    Fjörd schritt zur Seite und die blauen Augen Traces kamen zum Vorschein.
    »Hey, ich habe mich noch nicht für eure Hilfe bedankt. Hört zu, ich lasse euch raus und ihr flüchtet aus Runa. Sie dürfen euch nicht verhören, weil sie sonst zu vorschnell handeln könnten und...«, doch Fjörd fiel ihr mit aggressivem Ton ins Wort, »Was soll das heißen du lässt sie raus? Du sagtest mir du wolltest bloß mit ihnen reden!«
    Trace nickte mit einem aufgesetztem Lächeln und sah ihm kurz in die Augen.
    »Wie sonst hätte ich dich dazu gebracht mitzukommen?«
    Fjörd schlug sich die Hand vors Gesicht, da er auf ihre List hereinfiel. »Nun gut, wir können sie aber trotzdem nicht freilassen, weil man sie sonst jagen wird.«
    Led schritt wieder ans Gitter und seine Pupillen verengten sich.
    »Fjörd, hör mir zu. Trace hat Recht. Wir sind ein gefundenes Fressen für Maara und sie wird uns nicht einfach gehen lassen. Dass sie uns einsperrt lässt darauf schließen, dass wir mit einem Spionzauber belegt wurden, sonst würde sie nicht uns nicht einfach einsperren. Sie weiß, dass wir das Unheil nicht mit Absicht freien Lauf ließen und auch wenn sie ziemlich merkwürdig handelt, handelt sie stets mit Vernunft und schreitet nur dann ein, wenn es auch wirklich nötig ist.«
    Noch auf dem Boden kauernd, machte sich die Verwirrung Fenrirs bemerkbar. Obwohl sie schon längere Zeit zusammen in der Zelle saßen, hatte Led nichts von alldem erwähnt.
    »Was soll das heißen, Spionzauber?«, fragte Fenrir ziemlich ungläubig. Led drehte sich zu ihm um und verschränkte seine Arme, während er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.
    »Na was wohl du Genie, dass sie über uns die Welt sieht. Maara sperrte uns ein, um zu verhindern, dass Hyera an die Pläne Runas kommt.«
    Schweigend und mit beleidigtem Gesichtsausdruck setzte sich Fenrir wieder hin und seufzte laut auf. Leds Konzentration schwappte wieder zu Fjörd und Trace über. Er blickte Fjörd tief in die Augen, um seinen Ernst auszudrücken. Dieser verstand es auf Anhieb und nahm eine Eisenstange, die an der Korridorwand angelehnt war.
    »Von mir aus, aber bedenkt, dass die Flucht euch zu Feinden Runas macht und derzeit ist sowieso schon der halbe Kontinent hinter euch her!«
    »Ich bin mir der Gefahr bewusst Fjörd, aber wenn wir nicht die feindlichen Linien infiltrieren, dann bedeutet das für Jedermann den Tod. Gerade du müsstest wissen, dass der Weg unseres Ordens der der Einsamkeit ist.«
    Fjörd nickte zögernd und stieß die Eisenstange in die Torhalterung. Nachdem er einen Widerstand fand, drückte er kräftig nach unten und das gesamte eiserne Verliestor erhob sich aus den Angeln.
    »Trace, halt bitte die Eisenstange in dieser Position.«
    Fjörd krämpelte sich die Ärmeln seiner Tracht nach oben, packte das Tor beidseitig und es gelang ihm tatsächlich das Tor leicht zu heben und seitlich des Eingang an die eiserne Wand zu stellen.
    »Und nun verschwindet, bevor jemand davon Wind bekommt!«
    Mit einem Winken verabschiedete sich Fjörd von den beiden Lykranern, packte Trace am Handgelenkt und rannte mit ihr den selben Weg zurück ins Schloss.
    Led wandte sich zu Fenrir und reichte ihm seine Pfote. »Na dann los mein lieber Genosse!«
    Fenrir packte seine Pfote nickend und Led zog ihn hoch. Geschwind und leise huschten sie durch die Gänge der Verliese wie sie einst in Altravessa einbrachen, um das Artefakt zu entwenden.
    »Es wird Zeit der Gottheit mal zu zeigen, aus welchem Holz wir Sterbliche gemacht sind!«, sagte er während des Rennens mit heiserner Stimme.
    »Und wie sollen wir das anstellen?«, fragte Fenrir verwundert über Leds neugewonnene Euphorie.
    »Folg mir einfach. Vergiss nicht, dass wir unter dem Spionzauber stehen. Wäre nicht sehr vorteilhaft, wenn sie diese Informationen hören würde.«
    Fenrir lachte hemmisch über sich selbst. »Oh, vergessen – Auch wieder wahr.«
    Die Flucht verlief so ziemlich unkompliziert. Die zwei Lykraner liefen keiner Wache über den Weg. Etwas stimmte nicht, immerhin patroullierten sie noch, als sie eingesperrt wurden und nun waren die Verlieskorridore so leer wie nur möglich. Die unangenehme Stille ließ Fenrir einen kalten Schauer herunterlaufen und es dauerte nicht lange, bis dieser um eine Ecke abbog und schreckhaft zurücksprang und auf seinem Allerwertesten landete. Led, der das nur nebenbei beobachtete, bog ebenfalls um die Ecke ab und erschrack zu tiefst. Es sah alles andere als angenehm aus in die Ferne der Korridordunkelheit zu blicken. Lykranische Soldaten lagen verstümmelt an den Wänden angelehnt, allesamt mit aufgeschlitzten Kehlen. Am Ende des Ganges stand jemand mit einem Breitschwert in der linken Hand. Entgegen den gemachten Erfahrungen von Led und Fenrir, handelte es sich jedoch nicht um einen Kapuzierten, sondern um einen schick angezogenen jungen Menschen – einem Jungen, der auf den ersten Blick wie ein Zwanzigjähriger erschien.
    Unwissentlich, dass er Gesellschaft bekam,schritt er genüsslich den Korridor entlang, während sein Breitschwert auf dem Boden quietschende und knallende Geräusche verursachte, weil dieser auf dem Boden surrte. Fenrir brauchte eine kleine Weile um den Anblick verarbeiten zu können und erst im Nachhinein fiel ihm auf, dass er den Burschen zu kennen schien.
    »Ich glaube...ich kenne ihn. Ich bin der Meinung ihn bereits mal gesehen zu haben.«, stammelte er und rappelte sich wieder auf.
    Led verschränkte seine Arme und legte seine Kopf etwas schief.
    »Das kann uns derzeit egal sein. Gewissermaßen hat er uns den Weg freigeräumt und das können wir sehr gut gebrauchen. Los, wir nehmen den anderen Korridor!«
    Die beiden Lykraner verschwanden anschließend in der Dunkelheit der Korridore der Schlossunteretage.

    Odin rannte in den Residenzsaal Hyeras. »Meine Herrin! Runa plant einen gewaltigen Angriff auf die Sarcae-Ebenen. Ihr müsst etwas unternehmen, bevor hier alles ausgelöscht wird!«
    Hyera saß gemütlich auf einem Thron, der aus Knochen angefertigt wurde. Scheinbar bediente sie sich der ganzen Leichen, die beim Ritual umkamen. Mit den Fingern auf den Thronsessellehnen klopfend, stützte sie mit dem anderen Arm ihren Kopf ab und sagte mit ziemlich gelassener Stimme: »Mach dir keine Gedanken. Sollen sie doch versuchen mich zu besiegen. Götter kann man nicht bezwingen – wir sind unsterblich...«
    Odin schien dennoch bedrückt zu sein und kniete sich nun vor ihr hin.
    »Odin, dieser Kuiskata ist gerissener als ich dachte. Eigentlich wollte ich ihn als Spion einsetzen, ohne dass er etwas davon wissen würde. Dummerweise ist er mir aber auf die Schliche gekommen und ich muss sagen, er hat mich beeindruckt. Nicht nur hat er mich durchschauen können, nein – er ließ sich auch ein mächtiges Magiebuch mitgehen. Ich kann nicht mehr durch seine Augen blicken. Finde ihn...und töte ihn. Bring dann seine Leiche zu mir, damit ich mich seiner Seele annehmen kann!«, befahl sie mit plötzlich langweilig klingender Stimme.
    »J-Jawohl!«
    Die Untergebene Menschin sprang auf und verließ den Saal so hastig, wie sie ihn betrat.
    Hyera selbst blieb ruhig weitersitzen und begutachtete ihre Krallen.
    »Erst diese Möchtegernheldengruppe, dann diese rebellischen Völker des Kontinentes und dann dieser Kuiskata. Ich bin gespannt, was sie gegen mich unternehmen wollen. Ich möchte mich noch gerne amüsieren, bevor ich diesen Kontinenten im Meer versenke.«

    Balthasar wirkte nervös. Er begann die Wand mit Fäustschlägen zu bearbeiten und hinterließ ein paar Risse in der steinernen Wand. Freya hockte an der Wand und begutachtete ihr Langschwert. Mithilfe eines Stofftuches beseitigte sie Dreck und Blutrest von der Schneide, um daraufhin das Schwert in die Scheide zurückzustecken.
    »Ich frage mich wo sich Trace und Fjörd befinden.«, gab Freya von sich. Balthasar stoppte kurz mit seinen Boxspielchen.
    »Gute Frage. Die machen sicherlich wieder Ärger. Ich kann diese Trace nicht ausstehen!«
    Mit einem gekonnten Schlag durchschlug er plötzlich die Wand und große Teile der Fassaden zerbröckelten auf den Boden.
    »Fjörd...Dieser Narr. Er scheint zu anhänglich zu sein und das wird dem Orden noch zum Verhängnis!«, knurrte er.
    »Ich muss sagen, für einen Menschen hast du eine recht aggressive Haltung. Die Königin sollte bald zurückkehren, um uns Anweisungen zu geben, was wir zu tun haben.«, erklärte sie ihm auf eine recht herablassende Weise.
    In dem Moment platzte die Tür auf und die beiden Ausreißer Fjörd und Trace betraten den Konferenzraum. »Na da seid ihr ja endlich. Ihr schnüffelt wieder zu sehr herum.«, ermahnte Freya, doch das schien die beiden recht wenig zu kümmern. Im Schlepptau betrat nämlich Königin Maara den Saal. »Entschuldigt das lange Warten. Begutachtung und Taktikplanung, wenn ihr versteht was ich meine.«
    Sämtliche Personen im Raum nahmen am großen Konferenztisch Platz und schauten gespannt auf die runasische Königin.
    »Hier der Lagebericht. Die Finsteren haben den gesamten Südwesten eingenommen, einschließlich Altravessa. Die Menschen kamen scharenweise in die Nordlande, um sich hier vor Hyera verstecken zu können. Eine direkte Reise in den Südwesten ist aufgrund einer tektonischen Plattenverschiebung nicht möglich. Der Boden dort ist so hoch, wie dieses Schloss und so steil, dass sich niemand dorthin begeben kann. Für die Eisige Armada ist das jedoch kein Problem!«
    Gespannt folgten alle dem Wort Maaras und weisten reges Interesse an der derzeitigen Situation.
    »Eine große Herde Finsterer marschiert auf Runa zu, was ein böses Ende nehmen könnten. Freya, Balthasar! Ihr beiden werdet unsere Truppen anführen und in die Schlacht ziehen. Ihr scheint die nötigen Erfahrungen zu haben, also ernenne ich euch zu den Obergeneralen Runas. Trace, Fjörd! Ihr werdet die Vorratswagen zu der eisigen Armada eskortieren. Euch werden zwei Wolfswächter begleiten. Stellt sicher, dass alles heil dort ankommt. Wenn alles gut läuft, können wir in zirka fünf Tagen den Gegenangriff starten. Da leider sämtliche Teleportsysteme ausgefallen sind, müssen die Wege zu Fuß zurückgelegt werden. Dieser Eisschock hat fast sämtliche Manaquellen versiegen lassen und kein Mana, keine Technologie.«
    Balthasar wirkte begeistert. Endlich konnte er sich wieder frei irgendwelchen Gegner widmen und Spaß am Kämpfen haben. Freya hingegen wirkte erleichtet, da sie befördert wurde.
    Trace und Fjörd jedoch blickten sich skeptisch an, blieben aber schweigend auf ihren Plätzen sitzen.
    »Nun denn, hinfort mit euch! Bereitet euch vor!«, kommandierte Maara und verließ den Konferenzsaal.
    Verblüfft über diese Arroganz, blieben die restlichen Konferenzmitglieder im Konferenzraum sitzen. Diese Wolfskönigin war sich ihrer Sache sicher und gerade sie war es, die diese tragende Geschichte aller Beteiligten entzweispaltete. Jeder Fehler könnte zum Versagen ihres Planes führen und jede Aktion des Feindes könnte die Planung durcheinander bringen.
    Die vier standen auf, liefen stumm aufeinander zu und schauten sich allesamt an. Erst nach kurzen Augenblicken durchbrach Traces Stimme die Stille und sagte die Worte, die jeder akzeptierte und sich zu Herzen nahm.
    »Wir müssen unsere Mission so schnell wie möglich beenden. Überlebt bitte!«
    Nickend verließen sie den Konferenzsaal und die Ruhe kehrte erneut in den Konferenzsaal – Eine Ruhe wie man sie nur aus der Zeit des Friedens kannte...

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfsheld (15. Dezember 2012 um 00:23)

  • Kapitel 3: Eskorte mit Tücken

    Zwei Stunden vergingen, seitdem Trace und Fjörd mit zwei Wolfswächtern Runa verließen, um die "Eisige Armada" mit den nötigen Gerätschaften zu versorgen. Das Unheil, das die Sarcae-Ebenen von sich ausstrahlte, wirkte schon fast diabolisch. Dutzende, trügerisch flauschige, aber doch pechschwarze Gewitterwolken umkreisten die Sarcae-Ebenen. Es war unvorstellbar, dass ein einziges Wesen zu all dem Leid fähig sein konnte und obwohl es so schwer zu glauben war, war Hyera kontinental bekannt geworden. Umso wichtiger war es nun, dass der Gegenangriff nach Plan verlief, doch dazu bedurfte es jedoch an technischem Sortiment, welches von A nach B gebracht werden musste. Große Schneeebenen trennten Runa und die nördlichen Gebirge, doch etwas war anders. Die Schneestürme waren dichter als sonst und schwankten in alle Richtungen. Eine Sicht war unmöglich und das widerrum führte dazu, dass die Eskorte zwangsgedrungen stoppen musste.
    »Wir können nicht weiter! Wenn wir da hineinlaufen, verlieren wir unter Garantie die Orientierung.«, warnte der männliche Wolfswächter. Trotz seiner Eisenrüstung schien er nicht zu frieren.
    »Unglaublich wie warm so ein Wolfspelz einen halten kann«, dachte sich Trace.
    Sie ertappte sich, wie sie gedanklich wieder abschweifte und konzentrierte sich. Nichts durfte jetzt schief laufen, aber warten durften sie nun auch nicht.
    »Wir müssen da jetzt aber durch! Die Finsteren marschieren auf die Stadt zu und bis dahin müssen wir unbedingt bei der "Eisigen Armada" ankommen!«, brüllte Trace mit Leib und Seele, um sicherzustellen, dass jeder, trotz lauten Windgeräuschen, sie hören konnte.
    Die Wolfswächter zögerten und blickten sich skeptisch an. Fjörd hingegen schien sich mit dem Mut Traces anzufreunden. Er kannte die Gegenden und selbst für ihn war dieser Schneesturm eine Herausforderung, doch in einem Punkte behielt Trace Recht. Die Zeit zu warten hatten sie nicht, zumal dieser Sturm wohl solange kein Ende finden würde, bis die Gottheit aus dem Antlitz der Welt verschwindet.
    »Ihr seid doch des Wahnsinns!«, beschwerte sich die weibliche Wolfswächterin knurrend, während ihre Schnauze wegen der Kälte durchgehend am Laufen war, »Das ist unser sicherer Tod!«
    Eine starke Böe riss die Haarbänder aus Traces Haar und sie wehten wild durcheinander im Wind. Ihr Blick repräsentierte ihre derzeitige Selbstsicherheit und mit einem Lächeln voraus rief sie voller Eifer:
    »Verweilen wir, sterben alle! Verweilen wir nicht, können wir zwar sterben, aber dann sterben wir im Versuch diese Gottheit zu stoppen! Entweder ihr lauft mit uns oder ihr kehrt voll Schmach und winselnd nach Runa zurück, wo Königin Maara euch möglicherweise höchstpersönlich das Fell wegen Desertation abziehen wird.«
    Es verblüffte Fjörd wie redegewand und überzeugend Trace wirken konnte. Sonst war sie die schüchterne, unsichere Reisebegleitung, die nur nöhlte und nörgelte.
    »Also, wie entscheidet ihr euch? Zeigt uns, was euer Wolfsblut ausrichten kann. Die Welt hat lang genug mit dieser dummen Diskriminierung existieren müssen!«, sagte Fjörd mit provozierendem Unterton.
    Beide Wolfswächter schauten sich erneut an und salutierten mit Ehrfurcht. Das Zusammenstoßen der Füße sorgte für einen lauten knallenden Ton, hervorgerufen durch die Eisenrüstung.
    »Bis zum bitteren Ende, JAWOHL!«, riefen die beiden wie aus einem Chor.
    Trace kannte dieses Gefühl der Authorität nicht, doch ihr gefiel es, dass sie mal das Sagen hatte und die Leute dies auch zeigten. In ihren damaligen Expeditionen weigerten sich oft die Forscher ihren Befehlen zu folgen. Der Vorratswagen schien jedoch Probleme zu haben, daher entschloss sich einer der Wolfswächter den Rädermodus zu aktivieren. In einem Schneesturm einen schwebenden Vorratswagen zu führen, würde bloß die Ladung gefährden.
    Mit lautem Knirschen und unregelmäßigem dumpfem Poltern, bewegte sich die Eskorte in die Weiten der nördlichen Schneeebenen, wo sie nach nur wenigen Schritten im Schneesturmgetöse verschwanden.
    Die gesamte Gruppe hielt sich einen Arm vors Gesicht, um ein wenig ihre Sicht zu stabilisieren. Es fiel ihnen unglaublich schwer, in dem Schneesturm etwas zu erkennen. Um die Orientierung zu behalten, zerschlug Fjörd einen großen Baumstamm, der vor ihnen auf dem Boden lag mit seinem Dolch und steckte ab einer bestimmten Distanz immer wieder Holzstückchen in den Boden, um so sicherzustellen, dass sie stets in die richtige Richtung laufen würden.
    Ihre Kleidung bedeckte sich allmählich immer mehr mit Schnee und an den Eisenrüstungen tropften bereits die ersten Eisstalaktiten herunter. Selbst den Wolfswächtern schien jetzt die Kälte etwas auszumachen. Jeder Schritt wurde zur Qual. Ein Brennen durchzog die Füße Traces und sie spürte ihre Hände kaum noch. Bei beiden Menschen verfärbte sich das Gesicht blass und die Kälte war ihnen anzusehen. Obwohl sie sich für diese Reise dicke pelzverbrämte Kleidung zulegten, schien die Eiseskälte diese überwunden zu haben.
    »Es ist u-unfassbar k-kalt!«, bibberte Trace und hielt sich beide Arme verschränkt und schützend vor ihre Brust.
    »Wir müssen durchhalten!«, gab Fjörd zurück.
    Es dauert nicht lange bis das erste Problem auftauchte. Eines der Räder des Vorratswagens, rollte nicht mehr. Das Eis blockierte hartnäckig die Drehvorrichtung und selbst durch das Abtasten mit dem Dolch, konnte Fjörd die Vorrichtung nicht vom Eis befreien. Einer der Wolfswächter schob Fjörd zur Seite, atmete kurz aus und rieb sich die Pfoten.
    »Aus dem Weg!«, wies er Fjörd an, »Feuer!«
    Ein kleiner Feuerball schoss seinen Händen in die Drechvorrichtung und starker Dampf stieg empor. Tatsächlich half es die Vorrichtung vom Eis zu befreien. Um den anderen Rädern das gleiche Schicksal zu ersparen, beschwor er noch drei weitere Feuerkugeln, die die gesamte Unterseitentechnik zum Auftauen brachte.
    »Immer nützlich Magier in der Gruppe zu haben.«, lobte Fjörd.
    Der Wolfsmensch grinste nur selbstgefällig und folgte der Gruppe, immer weiter in den Norden.
    Es vergingen weitere Stunden und es schien als ob die Ebenen und ihre Stürme kein Ende nehmen würden. Die Eskorte war sich einig – sie wollten nun eine Rast einlegen, da der Tag sich dem Ende neigte. Ein Schneesturm an sich, ist schon ein hartes Pflaster, aber einen Schneesturm bei Nacht zu durchqueren, war der sichere Tod. Erschöpft und kräfteentziehend, zogen sie die Zeltplanen aus, die sich im Vorratswagen befanden und kämpften gegen die immensen Kräfte des Windes an, der die Planen wegzuwehen drohte. Nach einem harten Kampf mit der Naturgewalt, stand ein etwas kleines Zelt fest im Boden vernagelt vor ihnen. Jeder der Beteiligten nahm sich eine Kiste des Vorratswagens und trug sie in das Zelt, um sie vor dem Sturm zu schützen. Es war zum Schluss ziemlich eng, doch den vier schien das nichts auszumachen. Jeder legte sich auf eine ausgebreitete Leinendecke hin, bis allen einfiel, dass noch eine Entscheidung fehlte: Die nächtliche Wache.
    Kurzerhand meldete sich die weibliche Wolfswächterin freiwillig zur Teilwache, gefolgt von Fjörd, der die Morgenschicht übernahm und trotz des lauten Pfeifens außerhalb des Zeltes und des argen Schnarchens des männlichen Wolfswächters, versank so ziemlich jeder in einen tiefen festen Schlaf, während die zugeteilte Wache im Schneidersitz leer vor sich hinstarrte.
    Eine endlose Nacht brach herein und die Wolfswächterin wusste, dass etwas nicht stimmte. Eine unangenehme Präsenz war zu vernehmen, eine Präsenz wie sie sie nur aus den nördlichen Gebirgen kannte. Skeptisch blickte sie in Richtung der Zeltwände, die von den Öllampen schwach angestrahlt wurden und vor sich hinschaukelten. Der Schneesturm ließ wie erwartet nicht ab und auch schienen sämtliche Gruppenmitglieder im weiten Traumland zu schlummern.
    Diese noch neutrale unangenehme Spannung in der Luft nahm jedoch schnell ein Ende, als ein klobiger Schatten entlang der Zeltwand vorbeihuschte. Die Wolfswächterin erschrak und sprang mit gebündelter Kraft auf. Die Müdigkeit machte ihr zu schaffen, doch sie zog voll Eleganz ihr Schwert und hielt es zitternd vor sich. Das Huschen wiederholte sich, diesmal jedoch auf der anderen Seite des Zeltes – Irgendwas war da, doch sie konnte es nicht wirklich einordnen. Ruckartig wandte sie sich zur anderen Zeltwand und blickte nervös um sich. Es war nicht die Kälte, die ihre Nackenhaare zu Berge stehen ließen, sondern die reine Furcht. Entschlossen griff sie nach einer der brennenden Öllampen und schritt in Richtung des Zelteinganges, welchen sie stoßartig zur Seite öffnete. Draußen herrschte die pure Dunkelheit, in der nur der weiße fallende Schnee zu sehen war, der von der Öllampe reflektiert wurde. In ihrem kleinen Lichtradius konnte sie nichts Ungewöhnliches festmachen und auch nach längerem Absuchen der Gegend um das Zelt herum, vernahm sie nichts Außergewöhnliches. Kurz bevor sie glaubte, sie hätte sich alles nur eingebildet, griff etwas nach ihrem Torso und die brennende Öllampe fiel klirrend auf den Eisboden. Ein kurzer schriller Schrei riss die Anderen aus dem Schlaf und man hörte, wie ein Schwert zu Boden fiel. Hastig eilten alle hinaus, doch was sie fanden ließ besonders Trace in Panik versetzen. Die Pfote der Wolfswächterin lag abgehackt auf dem Boden und drumherum breitete sich eine kleine Blutlache aus. Von der roten Pfütze ausgehend, führte eine dünne Blutspur in die Tiefen des Schneesturms.
    »Baldria, wo bist du?«, rief der Wolfswächter in die Tiefen des Schneesturms, doch alles war ruhig. Fjörd war außer sich vor Wut, immerhin verloren sie ein Gruppenmitglied.
    »Wir müssen hier schnellstens weg!«, rief er zornig, doch Trace und der Wolfswächter wirkten abgelenkt, wenn nicht sogar schockiert. Mit ausgestrecktem Zeigefinger zeigten sie in Richtung von Fjörd. Fjörd wusste auf Anhieb was los war, griff langsam und unbemerkt nach seinem Schwert, wurde dann aber kurzerhand in Richtung Trace geschleudert, als ihn eine riesige Pranke am Kopf traf.
    »Ein Finsterer!«, rief Trace, während sie ihren Bogen zusammenklappte und aus ihrem Köcher einen Pfeil nahm. Der Wolfswächter packte sein Breitschwert, welches er am Rücken mit sich führte und fast genauso groß war wie er und hielt diesen mutig dem Finsteren entgegen. Fjörd hingegen musste sich erst aufrappeln, bevor er sein Schwert packte, um sich dem Ungetüm in den Weg zu stellen. Der Finsterer war vollständig verdunkelt, was ihn praktisch unsichtbar machte. Lediglich seine gelben Augen durchstachen die Dunkelheit und verrieten der Gruppe den Aufenthaltsort der Bestie. Im Licht der mitgeführten, noch brennenden Öllampe auf dem Boden, die der Wolfswächterin gehörte, erkannte Trace die Blutspuren an den Mundwinkeln des Finsteren.
    »Dafür wirst du büßen du verdammtes Viech!«, knurrte der Wolfswächter mit entsetzlichem Zähnefletschen.
    »Zu Verdunkeln...Euch alle...dafür bin ich...dafür jage ich!«, sagte die Bestie mit sehr tiefer knarrender Stimme.
    Der Wolfswächter holte ohne zu Zögern zum Schlag aus und rannte auf ihn zu. Er traf mit einem Volltreffer den Finsteren am Genick, doch der Blick des Wolfswächters wechselte von Zorn in reine Furcht um. Dem Finsteren schien das nichts auszumachen und packte den Wolfswächter am Kragen. Fjörd schaute rapide zu Trace herüber.
    »Trace, schieß auf den Bereich zwischen seinen Augen!«, rief er mit befehlshaberischem Ton. Trace ließ sich das nicht zweimal sagen und spannte den Bogen. Mit einem kurzen lauten Zischen flog der Pfeil in Richtung des Finsteren und durchbohrte seinen Kopf. Schreiend hob er den Wolfswächter immer weiter in die Lüfte, ließ ihn dann aber doch fallen und brach selbst zusammen. Nach einem gebrodelähnlichem Klang, verschwand sein Körper.
    »Trace, ihre Schwachstelle ist ihr Kopf. Entweder durchbohren oder diese Bestie köpfen, wobei Letzteres ziemlich schwierig ist, wie du es am Fall des Wolfswächters gesehen hast.«
    Trace schritt langsam zum Wolfswächter, der weinend an der Blutlache kniete und sein Schwert mit ganzer Kraft in den Boden rammte. Sie klopfte ihm trauernd auf seine Schulter.
    »Baldria...Ich war nicht stark genug...Ich konnte dich nicht beschützen!«
    Mit einem lauten Schrei ballte er seine Pfote zur Faust zusammen und schlug mit aller Kraft auf den harten Eisboden. »Es tut mir Leid um deine Kollegin, wir müssen aber weiter, bevor noch mehr kommen!«, gab Fjörd zögernd zu denken.
    Wortlos stand der Wolfswächter auf und zog sein Schwert aus dem zerrissenen Eisboden. Mit einer großen Drehbewegungen steckte er das Schwert zurück in die Scheide und ging wortlos ins Zelt, um die Sachen vorzubereiten.
    »Hyera ist schuld an dem Ganzen...Mir tut Eva leid...Sie muss wahrscheinlich mitansehen, wie diese verfluchte Gottheit ihren Körper für ihren sadistischen Spaß missbraucht.«, sagte Trace mit bebender Stimme.
    »Wir werden sie befreien!«, erwiderte Fjörd ihre Anmerkung mit einem breiten Lächeln.
    Nachdem das Zelt sich von selbst abbaute, nahm sich jeder eine Öllampe, um die Dunkelheit zu verscheuchen. Einen Schneesturm bei Nacht zu überqueren, war eine wahnsinnige Idee, doch ihnen blieb nichts übrig, als ihre zuvor unterbrochene Reise schlagartig wiederaufzunehmen, um weitere Angriffe zu vermeiden.
    In den weiten der Dunkelheit verschwand die Eskorte mitsamt Vorratswagen. Es vergingen Minuten, bishin zu Stunden, ohne dass sich die Gegend veränderte. Alles wirkte extrem duster und leer und eingeschneit waren sie allesamt auch schon. Der Wolfswächter kämpfte mit dem Schnee auf seinem Pelz und schüttelte sich regelmäßig um sich von diesem zu befreien.
    Nach langer Irrwanderung brach die Dämmerung an und in der Ferne, konnte die Gruppe durch den Schneesturm vereinzelte Bäume erkennen. Es schien so, als hätten sie die Schneefelder überwinden können. Der Schneesturm ließ von nun an Schritt für Schritt immer weiter nach, bis der Himmel sich nur noch gräulich über ihnen erstreckte. Dieser wolkenbedeckte Himmel ließ keinen einzigen direkten Sonnenstrahl hindurch. Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, dass diese Region für ihre Auroren bekannt war. In der Ferne war das Ziel bereits auszumachen, eine riesige metallische Anlage, die in das Nordgebirge eingehauen wurde.
    »Wir sind bald da! Ein paar Stunden noch und die Anlage ist erreicht!«, sagte der Wolfswächter mit überraschend ruhiger Stimme. Erst vor kurzem verstarb seine Teamkameradin und er schien es mittlerweile ziemlich locker zu nehmen. Er deutete auf das Gebilde im Norden, das Gebilde, dass das Schicksal der Welt bestimmen sollte. Das Ziel wurde immer größer, während die Kraftreserven der Helden immer kleiner wurden. Obwohl sie nur einen Tag und einen halben unterwegs waren, fühlten sie sich, als wären sie eine Woche umhergereist. Schlaflos zogen sie immer weiter in Richtung einer Festung, die selbst Fjörd mit offenem Mund dastehen ließ.
    Eine riesige prachtvolle Anlage befand sich direkt vor ihnen. Überall an den Mauern befanden sich riesige Kanonen, die scheinbar mit Mana feuern konnten. Ein Gebilde aber ließ aber selbst diese gigantischen Feuerwaffen winzig aussehen. Weit oben traten die zwei Hauptkanonen nebeneinander aus dem metallischem Turm, der innerhalb der Eiswand gebaut wurde. Der Berg war es, der die Stabilität der Anlage gewährleistete.
    »Öffnet die Tore! Die restlichen Komponenten sind angekommen!«, rief Fjörd laut die Mauer hinauf. Nach nur einem kurzem Augenblick ging das große Tor quietschend auf und offenbarte die Siedlung der Technologie. »Einst war dies das Zentrum unserer Forschungsarbeiten, an der Isolation. Auf Befehl Königin Maaras, wurde der Stützpunkt kurzerhand zur Geheimwaffe Runas umgebaut.«, erklärte der Wolfswächter, während die Eskorte zügig das Eingangstor durchschritt - das Tor der "Eisigen Armada".

  • Kleines Update zum Status!

    Die Geschichte ist zwar komplett geschrieben, jedoch werde ich sie mit einer Überarbeitung der jetzigen Geschichte veröffentlichen.
    Die derzeitige Geschichte ist ja eine Rohfassung von dem, was mir storytechnisch vorschwebt und seit heute arbeite ich nun an der überarbeiteten Fassung, in denen neue Ortschaften, neue Personen, veränderte Namen und neue Handlungen vorkommen.
    Derzeit bin ich dabei Kapitel 1 zu verfassen. Die überarbeitete Fassung gibt es dann Kapitel für Kapitel als E-Book (PDF) zum herunterladen. (Sollte nochmal durchgelesen werden, da ich Änderungen reingebracht habe)
    Eine Weltkarte und ein Buchcover sind ebenfalls geplant.

  • Ab Ende nächster Woche beginne ich regelmäßig meine Geschichte online zu setzen. Das alte "Kälte der Schatten" verwerfe ich gänzlich, da ich seit Wochen in einer Blockade stecke und die Motivation für diese Geschichte auch weg ist. Eine entsprechende Titelumbenennung wird es auch geben. Vorab: Alle drei Wochen versuche ich dann das nächste Kapitel online zu setzen. (Als E-Book)

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