Politisches Koordinatensystem

  • Eher liberal als links. Es behaupten zwar viele links zu sein, das beschränkt sich aber in der Regel auf gesellschaftspolitische Offenheit (Liberalität) und einen "süße-Tiere"-Ökologismus. Beides symbolisieren aktuell die Grünen in Deutschland und erfreuen sich deswegen aktuell einer so großen Beliebtheit (wobei das mehr ein kurzfristiges Hoch ist. Bei der Wahl 2013 waren sie noch stark auf dem Abwärtstrend). Von echten linken Themen hat sich diese Partei aber längst entfernt: Außenpolitisch ist sie stramm auf der Linie der Atlantik-Brücke, bei der einige sogar langjährige Mitglieder waren und wirtschaftpolitisch (worauf sich der Begriff "links" ja eigentlich bezieht) sind viele Forderungen, sofern überhaupt vorhanden, tief im Wahlprogramm verbuddelt und stehen außer Gefahr jemals ernsthaft umgesetzt zu werden. Die Bürgerversicherung ist aktuell kein Thema und die Option private Krankenversicherungen zu erhalten (und damit die Aushöhlung der Idee der Bürgerversicherung) halten sie sich offen. Eine Vermögenssteuer ist auch nicht der Rede wert und Hartz-IV wurde ja sowieso mit ihren Stimmen eingeführt. Die Bekämpfung von Leiharbeit, Steuerflucht und Steueroasen oder eine Reform der Erbschaftssteuer interessiert dort ebenfalls niemanden. Und selbst im ökologischen Bereich wollen sie durch eien CO2-Steuer lieber die Verbraucher in die Verantwortung nehmen, als die Verursacher. Im Grunde ist der teure "Bio-Lifestyle" auch eine Variante sich vom armen Proletariat abzusetzen, dass sich diesen nicht leisten kann und dann auf dieses herabzuschauen. Echtes soziales, linkes Gedankengut sieht anders aus. Dafür interessiert sich aber wie gesagt aktuell niemand. Frei nach dem Motto "Was kümmert es mich, wenn meine Klamotten unter menschenunwürdigen Bedingungen in Asien hergestellt werden - hauptsache die Wolle ist bio!". Oder "Was kümmert es mich, wenn Ü50-Jährige nur noch zwischen Zeitarbeitsverträgen und Hartz-IV tingeln - hauptsache ich hab genug Geld um mir alle zwei Jahre ein neues iPhone zu kaufen!". Bei den Grünen wurden Parteilinke wie Trittin oder Hofreiter marginalisiert; bei der SPD haben sie gerade mit Andrea Nahles die letzte Linke rausgeschmissen und die Nachfahren von Gerhard Schröder sorgen dafür, dass da auch niemand nachkommt. Als jetzt bei der Suche nach ihrer Nachfolge sich einige linke Kandidaten gemeldet haben, ist dann plötzlich doch Olaf Scholz aufgesprungen, der kurz vorher noch sagte, er werde es keinesfalls machen. Die einzig echte linke Partei in Deutschland ist Die Linke, aber die versinkt gerade zusammen mit der SPD in der Bedeutungslosigkeit. Nein, die Deutschen sind aktuell vielleicht liberal (was angesichts der ca. 20 % die es nicht sind, nicht zu unterschätzen und ein großes Glück ist) und vielleicht auch irgendwie "grün", aber sie sind ganz sicher nicht "links" oder sozial.

    Einmal editiert, zuletzt von Andi (14. September 2019 um 01:21)

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  • Keine Ahnung. Ich habe mich im Laufe der letzten Jahre politisch so weit entwickelt, dass ich nirgendswo mehr rein passe. Habe mittlerweile tatsächlich mit jeder politischen Strömung/Partei so viel Probleme, dass ich mich nirgends zugehörig fühle. Die nächste Wahl wird daher wirklich eine Qual für mich.

    Pinochet war in den 70ern/80ern Diktator in Chile. Was ihn allerdings von anderen (südamerikanischen) Diktatoren unterschied war, dass er die Wirtschaft seines Landes nicht zentral, staatlich lenkte, sondern im Gegenteil inspiriert von den libertären Ideen Milton Friedmans einen völlig entfesselnden Raubtierkapitalismus bevorzugte. Der beste Beweis dafür, dass ein freier Markt nicht zwangsläufig für freie Bürger sorgt. Und F. A. Hayek, der heute von Libertären offen angebetet wird, ließ sich sogar zu dem Zitat hinreißen, dass ihm eine (wirtschafts-)liberale Diktatur im Zweifel lieber sei, als eine nicht-wirtschaftsliberale Demokratie.
    Pinochet symbolisiert daher sozusagen die extremste Ausprägung des heute üblichen Verständnis von Konservatismus (als Kombination aus autoritärer, illiberaler Gesellschaftspolitik und liberaler Wirtschaftspolitik) und steht daher in der oberen rechten Ecke des politischen Koordinatensystem. Wenn Stalin und Rand Paul sozusagen politisch ein Kind zeugen würden, wäre Pinochet das Ergebnis. In der Theorie so ziemlich das gruseligste politische System, das ich mir vorstellen kann.

    Übrigens nebenbei: Deine Bitte um Erklärung war so mit das Schlaueste, was du hier je geschrieben hast. Das meine ich ganz im Ernst! Nicht, weil du dich als Depp bezeichnet hast, sondern weil du mal zugegeben hast, dich mit etwas nicht auszukennen (was keine Schande ist) und Erklärung erbeten hast (was auch keine Schande ist). Normalerweise schreibst du hier immer irgendwelchen Unsinn rein und bist völlig von der Wahrheit deiner Behauptungen überzeugt und versuchst dich dann mit fadenscheinigen Argumenten ("Wer weiß") zu rechtfertigen (was allerdings eine Schande ist). Aber dieser selbstkritische, vorsichtige Ton gefällt mir sehr viel besser. Bitte mehr davon!

  • Keine Ahnung. Ich habe mich im Laufe der letzten Jahre politisch so weit entwickelt, dass ich nirgendswo mehr rein passe. Habe mittlerweile tatsächlich mit jeder politischen Strömung/Partei so viel Probleme, dass ich mich nirgends zugehörig fühle. Die nächste Wahl wird daher wirklich eine Qual für mich.


    Nicht mal in diese Korrdinatensystem? Dann einfach nicht abstimmen! :D

    Pinochet war in den 70ern/80ern Diktator in Chile. Was ihn allerdings von anderen (südamerikanischen) Diktatoren unterschied war, dass er die Wirtschaft seines Landes nicht zentral, staatlich lenkte, sondern im Gegenteil inspiriert von den libertären Ideen Milton Friedmans einen völlig entfesselnden Raubtierkapitalismus bevorzugte. Der beste Beweis dafür, dass ein freier Markt nicht zwangsläufig für freie Bürger sorgt. Und F. A. Hayek, der heute von Libertären offen angebetet wird, ließ sich sogar zu dem Zitat hinreißen, dass ihm eine (wirtschafts-)liberale Diktatur im Zweifel lieber sei, als eine nicht-wirtschaftsliberale Demokratie.
    Pinochet symbolisiert daher sozusagen die extremste Ausprägung des heute üblichen Verständnis von Konservatismus (als Kombination aus autoritärer, illiberaler Gesellschaftspolitik und liberaler Wirtschaftspolitik) und steht daher in der oberen rechten Ecke des politischen Koordinatensystem. Wenn Stalin und Rand Paul sozusagen politisch ein Kind zeugen würden, wäre Pinochet das Ergebnis. In der Theorie so ziemlich das gruseligste politische System, das ich mir vorstellen kann.


    Intressant aber irgendwie auch etwas verwirred muss ich mir glaube ich nochmals durchlesen oder mehr dazu lesen. ;)

    Übrigens nebenbei: Deine Bitte um Erklärung war so mit das Schlaueste, was du hier je geschrieben hast. Das meine ich ganz im Ernst! Nicht, weil du dich als Depp bezeichnet hast, sondern weil du mal zugegeben hast, dich mit etwas nicht auszukennen (was keine Schande ist) und Erklärung erbeten hast (was auch keine Schande ist). Normalerweise schreibst du hier immer irgendwelchen Unsinn rein und bist völlig von der Wahrheit deiner Behauptungen überzeugt und versuchst dich dann mit fadenscheinigen Argumenten ("Wer weiß") zu rechtfertigen (was allerdings eine Schande ist). Aber dieser selbstkritische, vorsichtige Ton gefällt mir sehr viel besser. Bitte mehr davon!


    Ok bitte und danke auch das Du es mir erklärt hast und auf meine Frage eingegangen bist, gerne auch mehr davon. ;)

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