Ich bin sehr entsetzt über das alles und mache mir zum ersten Mal in meinem Leben ernsthaft Sorgen über unsere (politische) Zukunft. Als Kinder der 90er waren wir ja ziemlich verwöhnt: Mauerfall, Ende des Kalten Krieges, zunehmende Liberalisierung des Denkens und der persönlichen Freiheiten... es wurde ja eigentlich alles nur noch besser. Selbst 9/11 und seine Folgen taten dem in meiner Vorstellung keinen wirklichen Abriss. Zumal man nach dem Arabischen Frühling glaubte, dass es jetzt auch in/mit diesen Ländern besser würde.
Und plötzlich weiß ich zum ersten Mal was es bedeutet, in einer politisch "schwierigen" Situation zu leben, wo rechtes Gedankengut nicht mehr ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten ist, das sich langsam "rauswächst", sondern eine reale Bedrohung darstellt - vor allem mit Blick auf die nächsten Wahlen in Europa. Und genauso bekomme ich zum ersten Mal eine wirkliche Ahnung davon, wie es sich anfühlte in der Zeit des Kalten Krieges zu leben, nur das dieses Mal die Bedrohung von beiden Seiten ausgeht.
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Der Punkt ist aber der: Trump ist ja letztlich nur ein Symptom. Ein Symptom einer Bewegung die sich sowohl in Amerika, als auch in Europa immer breiter macht und immer mehr Einfluss gewinnt (bis hin zum "Mächtigsten Mann der Welt"). Diese Bewegung ist zwar im Detail sehr unterschiedlich und in vielen Dingen widersprüchlich, aber gemeinsames Kennzeichen ist doch der Hass gegen alles irgendwie "andere" oder "fremde". Weder Trump, noch Le Pen, noch Wilders, noch UKIP noch die AfD finden ihre Anhänger wegen ihrer ausgeklügelten Steuerkonzepte, ihrer Wirtschaftspläne oder ihren Ideen für mehr Gerechtigkeit in der Welt (also dem, wofür Politk eigentlich da sein sollte), sondern hauptsächlich wegen ihrer Abneigung gegen wahlweise Mexikaner, Muslime, Flüchtlinge, Südeuropäer, Araber, Afrikaner oder meist alle zusammen. Deswegen werden die gewählt!
Hier ein interessantes Video von Joachim Gauck bei Markus Lanz zu diesem Thema. Ich muss zugeben ich wäre keine Mensch der solche Diskussion führen möchte. Aber ganz falsch liegt er da sicher auch nicht. Vor allem stark konservative Protestwähler sollte man nicht einfach aus der Gesellschaft ausschließen. Das Problematische ist aber einfach das es nun einmal Themen gibt bei denen nicht viel Spielraum ist. Man ist entweder dagegen oder dafür ??!
Wie steht ihr zu dem Thema ? Ich finde das sieht man auch in die USA sehr gut und das ist auch eine der Gründe warum Trump soviel Zuspruch erhält. Auf der einen Seite liberale progressive zum Teil sogar linke Kräfte und auf der anderen Seite stark konservative und teilweise sogar fundamentalistische religiöse Kräfte, die kaum Spielraum lassen. Das sind zwei ziemlich verhärtete Fronten.